Die Unverwüstlichen

■ Let the good times roll: Eric Burdon und Truck Stop führen Musikgeschichte auf

Kürzlich las ich ein Interview mit Eric Burdon, der in Kalifornien weilte und dort vom Reporter angerufen wurde. „Eric, was hast du heute morgen gemacht?“ – „Ich habe wie immer einen Spaziergang gemacht, so komme ich in Fahrt.“ Auch arbeitet er schon wieder an einem Live-Album, denn Burdon macht überhaupt nur noch Live-Alben. Ein neuer Plattenvertrag muß her. Vielleicht wolle er mal wieder etwas in Europa machen, spekuliert der Reporter. Je nun, womöglich in Großbritannien, mal sehen. Aber neue Songs biete er nicht auf der Bühne, sonst würden womöglich Bootlegs mitgeschnitten. Bootlegs! Von Eric Burdon! Die würden weggehen wie warme Semmeln.

Wir erinnern uns: Mit den Animals zählte Burdon 1965 zu den Rhythm & Blues-Pionieren in England, doch das Glück hielt nicht lange. „We Gotta Get Out Of This Place“ und das unverwüstliche „House Of The Rising Sun“ stammen aus der goldenen Ära, und ebendiese Songs röhrt der ebenso unverwüstliche Sänger noch heute. Vor fünf Jahren rockte er mit dem Orgler Brian Auger die Fabrik, monströse Gassenhauer wie „Jet Pilot“ erfüllten noch immer ihre Funktion. Da mag Burdon aussehen wie eine verlebte Ruine und ein Mahnmal der Verwüstung: It's only Rock'n'Roll, but we like it.

Ebenfalls unverwüstlich sind die Autobahn-Cowboys Truck Stop. Ende der 70er Jahre hatten sie in Dieter Thomas Hecks Hitparade große Auftritte mit „Ich möcht' so gern Dave Dudley hör'n“ und „Der wilde, wilde Westen“. Die rauhen Gesellen trugen dicke Gürtelschnallen unterm Bauch und machten Oma vor, sie hätten Amerika so durchdrungen wie Hardy Krüger.

Viele Jahre später gestanden sie in ihrem Studio in Maschen, sie seien nur ein einziges Mal in Arizona gewesen – auf Einladung eines Country-Festivals. Das muß ein Spaß gewesen sein! Nach dieser Eröffnung bestiegen sie breitbeinig einen Kleinbus, um durch die Provinz zu tingeln. Statt Cowboy-Hüten trugen sie Jogging-Hosen; nur ihr ehrpusseliger Anführer, der sich wohl Cisco nennt, hat die Form bewahrt und trägt seine Kopfbedeckung stolz wie ein Feldwebel.

Es wäre ungerecht, zu behaupten, Truck Stop seien nicht echt. Zu ihren Nikolaus-Konzerten in der Musikhalle kommen jedes Jahr wieder die bräsigen Möchtegern-Trucker in Fransenjacken und mit Haaren bis zum Arsch, und beim Ossi-Zentralsender MDR gibt es eine Country-Show. Dort, in der Western-Diaspora, ist Deutschland am östlichsten. Arne Willander Truck Stop: Fr, 15. Mai Eric Burdon: Mo, 18. Mai, jeweils 21 Uhr, Fabrik