Herr Klett und der böse Wolf

■ Hellersdorfer CDU-Stadtrat verschlampte zugesagte Zahlung von 123.000 Mark an Charlotte von Mahlsdorf. Nach Klage muß nun der Bezirk für die Gründerzeitsammlung in die Kasse greifen

Hellersdorfs Bezirksbürgermeister Uwe Klett (PDS) trat gestern auf die Bremse. Er entzog Stadtrat Bernd Wolf (CDU) vorläufig die Zuständigkeit für das Kulturressort. Ihm werden Versäumnisse bei der Einhaltung eines Kaufvertrages mit der ehemaligen Besitzerin des Gründerzeitmuseums, Charlotte von Mahlsdorf, vorgeworfen. Dabei geht es um rund 123.000 Mark, die von Mahlsdorf aus dem Verkauf der Gründerzeitsammlung vertraglich zustehen – seit immerhin fast einem Jahr.

Im April vergangenen Jahres hatte Bernd Wolf als zuständiger Kulturstadtrat den Kaufvertrag über die Sammlung (523.833 Mark) mit Charlotte von Mahlsdorf unterzeichnet. 400.000 Mark hatte die Stiftung Deutsche Klassenlotterie zum Kauf beigesteuert. Der Rest, so versprach Wolf stets vollmundig, werde über Sponsorengelder aufgebracht. Bis heute allerdings ist kein Sponsor in Sicht. Die Rechnung blieb offen. Fatal. Denn Charlotte von Mahlsdorf hat inzwischen vor dem Berliner Landgericht geklagt – erfolgreich. Anfang April wurde das Bezirksamt zur Zahlung des ausstehenden Betrages verpflichtet. Erst jetzt, einen Monat später, hatte Wolf das Bezirksamt über das Urteil informiert. „Fahrlässig“ nennt das Bezirksbürgermeister Klett.

Uwe Klett ist nun um Schadensbegrenzung bemüht. Er hat Charlotte von Mahlsdorf, die inzwischen in Schweden lebt, fest zugesichert, die ausstehende Summe bis Ende der Woche zu zahlen. „Wenn es uns in den nächsten Tagen nicht gelingt, Sponsorengelder aufzubringen, werden wir aus öffentlichen Mitteln in Vorleistung gehen.“ Klett verhehlt nicht, daß „wir das Geld an anderer Stelle dringender gebraucht hätten“.

„Naivität“ und „Unvermögen“ wirft der Bezirksbürgermeister seinem Stadtrat vor. Wolf habe die Sache Gründerzeitsammlung zur „Privatsache“ gemacht, mit niemanden aus dem Bezirksamt über die Schwierigkeiten der Sponsorensuche gesprochen. „Er hat durch sein Fehlverhalten dem Ansehen Hellersdorfs geschadet“, resümiert Klett. Das Kulturressort hat Uwe Klett derweil Jugendstadträtin Salome Kirsten (PDS) übertragen. Wolf, der seit Anfang Mai krank gemeldet ist, bleibt Stadtrat für Bildung und Sport.

Die Querelen um die Gründerzeitsammlung haben auch bei Jürgen Winkler, Vorsitzender des Fördervereins „Gutshof Mahlsdorf“, für Verärgerung gesorgt. „Wolf hätte alle Parteien ins Boot holen sollen.“ Er habe die ganze Sache „schwoflig“ behandelt.

Der Förderverein selbst hat inzwischen mehr als 70.000 Mark an Unterhaltungskosten in das Gründerzeitmuseum gesteckt. Im zurückliegenden Jahr kamen etwa 8.000 Besucher. Am Samstag wird auf dem Gutshof-Gelände Bezirksbürgermeister Klett seine Hochzeit feiern. Jens Rübsam