Kommentar
: Sterbende Vielfalt

■ Doppelangebote werden abgebaut

Die regionale Kooperation von Universitäten liegt voll im Trend. In Zeiten knapper Kassen versuchen die Hochschulen, von den Angeboten ihrer Nachbarn zu profitieren und sich als regionaler Wissenschaftsverbund darzustellen. Die Unis werden durchlässiger, Studierende profitieren von den verschiedenen Profilen mehrerer Hochschulen, WissenschaftlerInnen wird der Austausch erleichtert.

Passiert das wirklich? Regionalisierung bedeutet auf lange Sicht, daß Doppelangebote gnadenlos gestrichen werden. Warum soll es zwei Politikwissenschafts-Fachbereiche geben, wenn auch einer reicht? Warum noch Kritische Psychologie, wenn der empirische Zweig von den Studierenden viel besser angenommen wird? Der Wettbewerb bestimmt den Markt: Da, wo keine Studierenden und WissenschaftlerInnen hinwollen, kann leicht gekürzt werden.

Auf der Strecke bleiben dann die Vielfalt der Meinungen, die unbequemen Querdenker, die schwer verständlichen Theoretiker. Doch gerade das macht Wissenschaft aus – auch gegen den Strom denken zu dürfen und nicht auf den Markt achten zu müssen. Eine Entwicklung könnte sich verstärken, die schon jetzt bejammert wird: Die Hochschulen verlieren ihre potentielle geistige Vitalität. Schmalspur ist Trumpf. Zuerst werden alle von der Kooperation profitieren. Doch am staatlich bewirtschafteten Geist wird weiter gespart werden. Und dann sterben die Fachbereiche. Christoph Dowe