Kein Land in Sicht

■ Schleswig-Holstein Musik Festival: Ohne Frantz geht es auch nicht besser

Schlechte Auslastung, Bruch mit Kontinuitäten, zu großer staatlicher Einfluß, ein weiteres Millionen-Defizit: Das Schleswig-Holstein Musik Festival ist seit Bekanntwerden seiner Verschuldung und dem spektakulären Ausstieg seines Gründers und Ex-Intendanten Justus Frantz ins Schlingern geraten. Auch zur Halbzeit des zur Zeit laufenden 10. Musikfestes (bis 20. August) ist kein Land in Sicht.

Die Frontlinie im Streit um das Festival verläuft dabei zwischen den treuen Fans von Justus Frantz, der Glamour und bekannte Namen in die Scheunen und Konzertsäle des hohen Nordens brachte, und denen, die den schwierigen Neuanfang bewerkstelligen müssen.

Frantz war 1994 wegen rund 2,6 Millionen Mark Schulden und dem Vorwurf selbstherrlicher Intendantenallüren unter Beschuß geraten. Nun droht dem Festival nach Ansicht von Beobachtern ein weiteres Defizit von mehr als einer Million Mark. Der Kartenverkauf des Musikfestes, das über einen Gesamt-etat von rund 15,5 Millionen Mark verfügt – davon vier Millionen aus der Landeskasse und weitere 2,8 Millionen aus dem Nachtragshaushalt – sei stark zurückgegangen. Von knapp 60 Prozent Auslastung spricht hingegen Festival-Sprecherin Suzanne Harttmann, der Kartenverkauf liegt nach ihren Angaben „kaum unter dem der Vorjahre“. Die Nachfrage an den Abendkassen sei sogar deutlich angewachsen.

Auch die Ankündigung des Aufsichtsratschefs und Kieler Wirtschaftsministers Peer Steinbrück (SPD), den alten Vorstand aufzulösen und das Festival in eine Stiftung zu überführen, um es professioneller zu gestalten, hat bei vielen zu Irritationen geführt. Kritiker befürchten eine massive Einflußnahme des Landes.

Ob es 1997 tatsächlich einen Neuanfang für das Musikfest geben wird, hängt maßgeblich davon ab, ob es dem neuen Intendanten Franz Willnauer gelingt, programmatische Unverwechselbarkeit, eine Verknüpfung mit dem Land, das Engagement namhafter Gäste und die Wahrung bewährter Traditionen zu erreichen. Brita Janssen