„Nicht einmal Schuhe anziehen“

■ Leichtathletik: Mittwoch WM-Generalprobe im Hammer Park

Für ganze zweieinhalb Stunden rückt Hamburg am Mittwoch abend ins Rampenlicht der großen Leichtathletik. Die LG Hammer Park veranstaltet ihr mittlerweile 14. Abendmeeting, und bedingt durch den internationalen Terminkalender gewinnt das Sportfest diesmal eine ganz besondere Bedeutung: Es ist die letzte Chance, sich unter Wettkampfbedingungen auf die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Göteborg (4. bis 13. August) vorzubereiten.

Entsprechend groß ist die Resonanz: Bei der Generalprobe wollen rund 130 AthletInnen aus fünfzehn Nationen in den 16 Disziplinen starten. Für einige der TeilnehmerInnen ist das freilich mehr als nur Training: Das Meeting ist auch die letzte Möglichkeit, die WM-Norm zu erfüllen und sich damit in letzter Minute doch noch das Ticket nach Schweden zu sichern.

Vom Deutschen Leichtathletik-Verband müssen noch mehrere Athleten nachsitzen: 400 Meter-Hürdenläufer Carsten Köhrbrück liegt mit seiner Bestzeit noch eine Zehntelsekunde über der Norm, auch der mehrfache Dreisprungmeister Ralf Jaros muß noch einmal in Hamm antreten, um die geforderten 16,85 Meter zu erreichen, die zum Start in Schweden berechtigen.

Die Stars des Abends aber sind die Sprinter, die den Auftakt der Veranstaltung machen. Den weitesten Weg hat sicher die neuseeländische Nationalmannschaft hinter sich, die mit sieben Aktiven anreist. Sie wird erwartet von der deutschen Sprinter-Elite, die sich insgesamt sechs Tage lang in Hamburg auf den Saisonhöhepunkt im August vorbereitet. Mit Marc Blume, Michael Huke, Holger Blume und Robert Kurnicki ist zum Beispiel die komplette 4x100 Meter-Meisterstaffel aus Wattenscheid dabei.

Kurnicki ist die geballte Prominenz in der Leichtathletik-Diaspora Hamburg letztlich mit zu verdanken: Ihm gefielen Atmosphäre und Stimmung im vorigen Jahr so gut, daß er seine Teamkollegen überredete, jetzt in Hamm zu starten. Und das, obwohl hier finanziell kein Blumentopf zu gewinnen ist. Es gibt kein Antrittsgeld, und die Siegprämien haben mit maximal 300 Mark eher ideellen Wert. Der Gesamtetat beträgt ganze 35 000 Mark, „dafür würden sich internationale Stars nicht einmal die Schuhe anziehen“, weiß LG-Sprecher Markus Tischler.

„Hier startet die ,zweite Reihe', diejenigen, die sonst die Staffage für die Weltrekordhalter sind“, erklärt er das Geheimnis des ansehnlichen Starterfeldes, „aber hier werden sie wie Stars behandelt – und sie bringen ja auch keine schlechten Leistungen“. Zwischen 18 und 20.30 Uhr weht der Hauch der großen, weiten Leichtathletik-Welt durch die Provinz Hamburg.

Rainer Glitz