Komfort durch Kunststoff

■ Monatshygiene im ÖKO-TEST: Ob Tampons, Binden oder Slip-Einlagen – die meisten Produkte hinterlassen mit Sicherheit kein gutes Gefühl

Sie sind „saugfähig und hautsympathisch“, „unauffällig dünn“ und „tragen nicht auf“. Sie duften und versprechen „höheren Komfort durch stabilere Form“ sowie „trockene Sicherheit“. Die Industrie scheint für die „unpäßliche Frau“ alles passend zu machen. Mit seitlichen Wäscheschutz-Flügelchen und untergelegter Wäscheschutzfolie, mit Kunststoffvlies und Frischeduft kann frau sich an den „kritischen Tagen“ verwöhnen und sicher sein, daß ihre Umgebung nichts davon mitbekommt.

ÖKO-TEST nahm jetzt 88 Binden, 36 Slip-Einlagen sowie 32 Tampons ins Visier. Die auffälligsten Unterschiede gegenüber unserem Test vor fünf Jahren: Kunststoffvliese sind bei Binden deutlich im Kommen, ebenso Einzelverpackungen. Gebleicht wird noch immer, wenn auch nicht mehr nur mit umweltschädlichem Chlor. Und der angeblich höhere Tragekomfort wird auf Kosten der Umwelt mit einem erhöhten Einsatz von synthetischen Stoffen erkauft.

Fünf Produkte fielen im Test durch halogenorganische Verbindungen oder chlorierte Kunststoffe negativ auf. Sie können die Haut irritieren und Allergien auslösen. Zu ihnen zählen auch chlorhaltige Verbindungen. Der Krebsverdacht, der schon lange gegen sie besteht, wurde jetzt in einer umfassenden Studie erhärtet.

Manche Hersteller parfümieren ihre Binden und Slipeinlagen zudem. Bei Frauen können die Duftstoffe den Scheideneingang und die Harnröhrenöffnung reizen und Unverträglichkeitsreaktionen auslösen. In Hamburger Drogeriemärkten zum Beispiel greifen Verbraucherinnen daher immer öfter auf „billige“ Produkte zurück, die auf Parfüm verzichten.

Lediglich Die Vivas, Baumwolltuch maxi (Petra Sood), mehrfach verwendbare Einlagen, waren uneingeschränkt empfehlenswert. Auch an den Tampons selbst hatte Öko-Test nichts auszusetzen. Um so mehr allerdings an den chlorierten Kunststoffen in den Verpackungsfolien.

Vorschriften, wie Monatshygiene-Artikel zusammengesetzt sein müssen, gibt es nicht. Als „Bedarfsgegenstände“ dürfen sie nicht so hergestellt oder behandelt werden, „daß sie bei bestimmungsgemäßem oder vorauszusehendem Gebrauch geeignet sind, die Gesundheit durch ihre stoffliche Zusammensetzung, insbesondere durch toxikologisch wirksame Stoffe oder durch Verunreinigungen, zu schädigen“. Niemand zwingt die Produzenten also, den umweltverträglicheren ungebleichten Zellstoff zu verwenden. „Ungebleichte Produkte besitzen so gut wie keine Konsumentenakzeptanz“, schrieb dazu die Firma Kimberly-Clark. Zudem würden die Ausgangsstoffe beim Bleichen entkeimt. Bei den Tampon-Herstellern lassen wir es gelten, weil die Watteröllchen im Körperinnern getragen werden und daher mit möglichst wenig Keimen behaftet sein sollten.

„Die erste Damenbinde, die sich in Wasser auflöst und über die Toilette entsorgen läßt“, preist die Firma Novamed ihr neues Produkt an. Während die Wäscheschutzfolien üblicherweise aus Polyethylen oder Polypropylen sind, nimmt Novamed die gut abbaubaren Kunststoffe Polyvinylalkohol und Polycaprylactone. Damit ist das Umweltbundesamt nicht einverstanden. Es mache wenig Sinn, Feststoffe erst zu verflüssigen und sie später in der Kläranlage wieder aufzukonzentrieren. Binden und Tampons sollen generell über den Hausmüll entsorgt werden.

Beim Gebrauch gibt es weitere Dinge zu beachten. Tampons sollten spätestens alle sechs bis acht Stunden gewechselt werden. Sonst können sie Scheidenentzündungen begünstigen. An Tagen mit schwacher Blutung sind Binden vorzuziehen. Bei abklingender Menstruation können Slipeinlagen ausreichen. Sie darüber hinaus täglich zu benutzen, ist jedoch nicht nur aus Umweltgründen nicht zu empfehlen. Sind sie mit einer luftundurchlässigen Beschichtung versehen, sorgen sie für ein Treibhausklima im Scheidenbereich. Hefepilze können sich leichter vermehren und eine Entzündung hervorrufen.

ÖTM