Ohne Arbeit auch keine Zukunft

Die Statistik der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit weist für den April dieses Jahres 4,42 Millionen Arbeitslose aus; das entspricht einer Arbeitslosenquote von 12,7 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren lag bei 466.827. Damit waren laut Statistik 11,8 Prozent der Erwerbspersonen dieser Altersgruppe ohne Arbeit. Der Osten Deutschlands ist überdurchschnittlich von Jugendarbeitslosigkeit betroffen: Während im März im Westen elf Prozent der unter 25jährigen ohne Beschäftigung waren, betrug deren Zahl im Osten 18,0 Prozent.

Im europäischen Vergleich steht Deutschland mit einer Jugendarbeitslosigkeit, die das Niveau der Gesamtarbeitslosigkeit im letzten Jahr zum ersten Mal überschritt, nicht als Schlußlicht da. Die Werte Ostdeutschlands entsprechen dem Mittel innerhalb der Europäischen Union (EU). Die schlechtesten EU-Werte weist Spanien mit 37,8 Prozent Jugendarbeitslosigkeit (Arbeitslosenquote insgesamt: 20,4 Prozent) auf, gefolgt von Italien (33,7 und 12,3 Prozent).

Selbst in beschäftigungsstatistischen Musterländern wie Luxemburg und den Niederlanden ist der Prozentsatz jugendlicher Arbeitsloser doppelt so hoch wie die Arbeitslosenquote (9,1 zu 3,7 beziehungsweise 8,1 zu 4,7 Prozent) insgesamt.

In den Arbeitslosenstatistiken nicht erfaßt sind Schulabgänger, die aus Ermangelung eines Ausbildungsplatzes an Berufsbildungsmaßnahmen teilnehmen. Nach Rechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes befanden sich voriges Jahr 140.000 zusätzliche potentielle Lehrstellenbewerber in sogenannten Warteschleifen, indem sie weiter die Schule besuchten, in Berufsvorbereitungs- oder Berufsgrundbildungsmaßnahmen aufgenommen wurden oder eine ungelernte Tätigkeit annahmen.

Auch der im April verabschiedete und auf EU-Vorgaben zurückgehende Beschäftigungspolitische Aktionsplan der Bundesregierung setzt vor allem auf Hilfestellungen für leistungsschwache Schulabgänger, etwa durch 500-Mark-Praktika, die eine Qualifikation unterhalb des Gesellenbriefs beinhalten.

Eine zunehmende Verstaatlichung des Ausbildungsangebots läßt sich auch im Rückgang des Anteils betrieblicher Lehrstellen beobachten. Außerbetriebliche Ausbildungsplätze werden aus Steuermitteln finanziert und weisen eine deutlich geringere Vermittlungsquote beim anschließenden Berufseinstieg auf.

Handwerks- und Arbeitgeberverbände beklagen, daß potentielle Auszubildende über eine immer schlechter werdende Schulausbildung verfügen.

Die politische Diskussion der letzten Jahre wird vor allem von der Frage bestimmt, inwieweit eine Ausbildungsplatzabgabe für Betriebe, die ihrer per Gesetz festzuschreibenden Ausbildungspflicht nicht genügen, eine Trendwende auf dem Ausbildungssektor bewirken könnte. Entsprechende Initiativen von Opposition und Gewerkschaften werden von der Koalition abgelehnt. Reinhard Krause