■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Rasender Bier-Senator Josef H.

Unser Wirtschaftssenator hat ein Problem mit seinen Nachbarn. Josef Hattigs Dienstsitz befindet sich im Schünemannhaus an Bremens boomender Kneipenmeile Schlachte. Und darum hat er auch direkten Einblick in die „wüsten“ Zustände, die an der Weser herrschen.

Viele, viele Menschen trinken hier Kaltgetränke in den neuen Kneipen und haben einfach gute Laune. Nur Josef Hattig nicht. Der sieht nämlich ein Verkehrschaos auf die Schlachte zurollen. Damit begründete Hattig auf der vergangenen Senatssitzung einen eiligst eingebrachten Antrag zur „Gestaltung des Gastronomiebetriebes“ vor seinem Amtssitz.

Jetzt übernahm Hattig die Federführung für eine Arbeitsgruppe, die bis zur kommenden Senatssitzung einen Plan aushecken soll, wie die Schlachte-Anarchie bewältigt werden kann. War ja schließlich seine Idee, darum darf auch nicht der zuständige Verkehrssenator Bernt Schulte ran, mit dem Hattig im CDU-internen Clinch liegt. Zumal die Arbeitsgruppe bei Schulte auch schlecht aufgehoben wäre. Hat doch die Baubehörde längst – als eigene Idee – beschlossen, die Schlachte ab dem übernächsten Montag bis Oktober nur noch für Anwohner mit eigenem Stellplatz und Anlieferverkehr bis 11.00 Uhr freizugeben.

Das sollte doch – trotz zu erwartender Sondergenehmigungen – ausreichen, um das Expo-Projekt Schlachte mit den künftigen Vergnügungsdampferkolonnen soweit verkehrszuberuhigen, daß sich auch Senator Hattig wieder beruhigt.

Sollte – tut er aber nicht. Die Garagenausfahrt des Schünemannhauses geht auf die Kneipenmeile hinaus. Offensichtlich sieht sich Hattig schon zwischen gutgelaunten Betrunkenen im Dauerstau stehen, wenn er zu eiligen Terminen muß. Und Zack-Zack-Hattig ist in Dienstkreisen bekannt für seine Schnelligkeit. So verlautet es aus gut informierten Kreisen, daß darunter vor allem sein Fahrer leiden muß. Den ranzt der Wirtschaftssenator gerne mal an, er möge doch bitte mit 160 Stundenkilometern über die Landstraße brausen oder durch Fußgängerzonen fahren. Und wehe, der Mann macht keinen Bückling und hält Hattig nicht die Tür des Dienstbenz bei der Ankunft auf. Dann gibt's wieder Schelte. Angeblich ist der Mann schon ganz verzweifelt – die Knöllchen müssen die Fahrer nämlich selbst berappen.

Da möchte man Jupp Hattig zurufen: „Mensch, laß den Fahrer in Ruhe. Das Problem ist doch ganz einfach zu lösen.“ Hattig sagt seiner Arbeitsgruppe, daß künftig die Schünemannhaus-Garageneinfahrt von der Martini-Straße auch Ausfahrt wird. Eventueller Gegenverkehr ist mit einer Ampelanlage zu lösen. Dann ist Hattig mit seinem Dienstbenz gleich auf einer großen Straße, wo er und sein Fahrer schnell wegkommen.

Und last but not least zieht Wirtschaftssenator Josef Hattig mit seiner Behörde einen Stock höher – dort werden die Räume des Bremer Ausschusses für Wirtschaftsforschung mitsamt Bibliothek frei. Dann könnte man die alte Ausfahrt zumauern und stattdessen dort und in den alten erdgeschossigen Wirtschaftssenatorräumen noch eine richtig prima Kneipe aufmachen, findet Ihre Rosi Roland.