Reclaim the Weltzeituhr

■ Mit Party die Straße zurückerobern: Treffpunkt für die reclaim the streets party ist um 13 Uhr auf dem Alexanderplatz. Mit Berlin feiern 30 andere Städte rund um den Globus

Wem die Love Parade zu unpolitisch ist, kann heute um 13 Uhr zur Weltzeituhr am Alexanderplatz pilgern. Dort ist Treffpunkt für eine reclaim the streets party. Flyer und Plakate machen seit Wochen auf die Veranstaltung aufmerksam. Wo die bunte Straßenparty dann genau steigt, ist noch streng geheim. Festes Ziel der Veranstalter ist es jedoch, gegen die wachsende Ödnis der Innenstadt anzufeiern und öffentliche Räume als Partyort zurückzuerobern. Lautsprecherwagen und mitgebrachte Musikinstrumente sollen für die Beschallung sorgen. Alle „friedlichen und fröhlichen Menschen“ sind eingeladen, Freunde, Musik und Ideen mitzubringen und dabeizusein.

Die Straßenparty ist klipp und klar politisch gemeint. Am Samstag wird in über 30 Städten weltweit dazu aufgerufen, sich städtische Räume per Fete anzueignen. In Deutschland wird neben Berlin noch in Dresden, Hamburg und Nürnberg zu Festivitäten eingeladen. Mit den global street parties soll, so die Ankündigung, gegen die Umgestaltung von Lebensräumen zu rein wirtschaftlichen Zwecken protestiert werden. Die Straße solle wieder als ein Ort der Begegnung und nicht nur als Raum für Autos verstanden werden. Dennoch ist die Straßenparty keine Demonstration oder Kundgebung im klassischen Sinn. Mit Musikanlage und Percussioninstrumenten wird für die richtige Feierstimmung gesorgt.

Die Idee für die reclaim the street party kommt aus England, wo seit 1995 Straßenfeste mit der Forderung nach der Wiedereroberung von öffentlichen Räumen als politische Aktionsform neu entdeckt wurden. Bei einer inzwischen schon als legendär geltenden Party wurde damals die Londoner Camden High Street für den Autoverkehr gesperrt und für Tausende von Partygängern freigegeben. Essen und lauten Beat gab es umsonst. Inzwischen werden weltweit in Städten wie Sydney, Amsterdam, Edinburgh und Tel Aviv global street parties gefeiert.

Das Datum ist bewußt gewählt: Vom 18. bis 20. Mai findet in Genf das Treffen der Welthandelsorganisation WTO statt, die die Veranstalter nicht zuletzt für Umweltzerstörung, Hunger, Ausgrenzung und Arbeitslosigkeit in allen Teilen der Welt verantwortlich machen. Kirsten Küppers

Mehr Infos dazu im Internet:

http://www.hrc.wmin.ac.uk/

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