Freiburg wird Solarhauptstadt

Neues Förderprogramm: Wer schnell reagiert, wird belohnt. 1,3 Millionen Mark sollen jährlich Solaranlagen zugute kommen. Zwei Drittel des Geldes sind für Photovoltaik vorgesehen. Der Strompreis wird um 40 Pfennig pro Kopf und Monat erhöht  ■ Von Bernward Janzing

Mit einem neuen Förderprogramm, das zum 1. Juli 1998 in Kraft tritt, möchte Freiburg wieder Solarhauptstadt werden. Diesen Titel hatte die Stadt bis vor drei Jahren für sich in Anspruch nehmen können, nachdem 1994 und 1995 vorübergehend zwei Mark pro Kilowattstunde eingespeisten Stroms bezahlt worden waren. Dann aber wurde die Förderung von Photovoltaik bis auf einen symbolischen Rest von etwa acht Prozent Investitionszuschuß zusammengestrichen – Freiburg fiel in der Solarstatistik weit hinter Städte wie Gütersloh, Soest und Bonn zurück. Jetzt will Freiburg wieder den Anschluß finden, mit einem Förderprogramm, das die Freiburger Energie- und Wasserversorgung (FEW) „Solarkonzept 2000 plus“ nennt. Mit 1,3 Millionen Mark jährlich werden künftig neue Solaranlagen bezuschußt, zwei Drittel des Geldes werden der Photovoltaik zugute kommen, der Rest der Solarthermie. Finanziert wird das Programm durch eine geringe Strompreiserhöhung, die pro Kopf im Durchschnitt gerade 40 Pfennig monatlich ausmacht. Diese Erhöhung entspricht drei Prozent der Strombereitstellungskosten und ist der Maximalbetrag, den die Preisaufsicht im Wirtschaftsministerium von Baden- Württemberg genehmigt.

FEW-Vorstand Werner Juling erhofft sich nun „einen Schub für den Solarstrom“. Das Programm soll bis zum Jahr 2005 einen Zuwachs von 2.500 Kilowatt im Bereich Photovoltaik bringen (bisher verfügt Freiburg über etwa 400 Kilowatt installierter Leistung). Weil die Stadt sich bei der Expo 2000 als Solarregion präsentieren will, soll besonders in den nächsten anderthalb Jahren die Installation von Solarzellen forciert werden. Entsprechend wurde das Förderprogramm gestaltet: Wer schnell reagiert, bekommt am meisten Unterstützung. Für Anlagen, die 1998 ans Netz gehen, gibt es 3.500 Mark Zuschuß je Kilowatt, 1999 gibt es nur noch 2.500 Mark, im Jahr 2000 sinkt der Zuschuß auf 2.000 Mark. In den folgenden fünf Jahren geht die Fördersumme sogar auf 500 Mark je Kilowatt zurück. Erstmals wurde das Förderprogramm auch für das Kleingewerbe und für mittelständische Betriebe ausgeschrieben. Die Zuschüsse der FEW sind kumulierbar mit Förderprogrammen (beziehungsweise zinsgünstigen Krediten) von Land und Bund. Es kann jeder Kunde der FEW das Förderprogramm in Anspruch nehmen, auch wenn er über kein geeignetes Hausdach verfügt. Denn auch für Gemeinschaftsanlagen jeglicher Größe wird der Zuschuß bezahlt.

Der Förderverein Energie- und Solaragentur Regio Freiburg, ein Zusammenschluß solar-engagierter Bürger, hat das Programm für die FEW entwickelt. Vorangegangen war eine lange Diskussion der FEW mit Freiburger Umweltgruppen, die zum Teil eine kostendeckende Einspeisevergütung forderten. Die Freiburger Greenpeace- Gruppe hatte die Diskussion angestoßen und errechnet, daß mit der genehmigungsfähigen Strompreiserhöhung Photovoltaik-Anlagen mit zusammen 940 Kilowatt kostendeckend vergütet werden könnten. Die FEW hingegen setzte darauf, daß die Freiburger auch bei einer deutlich geringeren Vergütung in Photovoltaik investieren. So entstand das nun beschlossene Förderprogramm mit der Zielsetzung, mit den vorhandenen Mitteln möglichst viele Neuanlagen anzustoßen. Weil durch eine Erhöhung der Einspeisevergütung ein Großteil der Gelder für bereits bestehende Anlagen ausgegeben würde, bevorzugten der Förderverein und die FEW einen Investitionszuschuß. Dieser Zuschuß wurde in einer Höhe festgelegt, die einerseits einen deutlichen Anreiz geben soll, andererseits aber nicht allzu viele Fördermittel verschlingt, damit der Förderetat nicht schon mit wenigen Anlagen ausgeschöpft ist. „Soviel Markt wie möglich, soviel Förderung wie nötig“, umschreibt der Förderverein das Konzept. Die regionale Sektion der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie hingegen hatte gefordert, auch die bestehenden PV-Anlagen in die Förderung aufzunehmen. Ansonsten könne das Programm „zur Verärgerung über Förderung und Technik insgesamt führen“.

Doch es blieb – für alte wie für neue Anlagen – bei der 1:1-Vergütung, die über den Investitionszuschuß hinaus in Freiburg bezahlt wird. Der eingespeiste Solarstrom wird also jeweils mit dem gleichen Betrag vergütet, den Tarifkunden zur selben Zeit für den Verbrauch bezahlen müssen. Weil in Freiburg ein zeitabhängiger Tarif gilt, werden Werktags zwischen 8.30 Uhr und 12.30 Uhr 49,6 Pfennig je Kilowattstunde vergütet und nach 12.30 Uhr 28,6 Pfennig. Sonn- und feiertags gibt es tagsüber durchgehend 28,6 Pfennig je Kilowattstunde in das öffentliche Netz eingespeisten Stroms.