"Jetzt bin ich eben Moderatorin"

■ Seit sie sich mal bei Harald Schmidt auszog, war die BWL-Studentin Eve-Maren Büchner reif für den Boulevard: Ab heue moderiert sie bei Sat.1 "Blitzlicht" - "quasi ein On-air-Volontariat"

Zum Boulevardmagazin „Explosiv“ legte einst RTL „Exclusiv“ nach, „das Starmagazin“. In wenigen Minuten konnte man seither wochentags alles erfahren, oder auch nichts, über die sogenannten Schönen und Reichen, von der mittlerweile auch reichen Frauke Ludowig. Von heute an möchte auch Sat.1 am frühen Abend gedrückt werden und gebar zu „Blitz“ ein „Blitzlicht“ täglich um 18.55 Uhr. Dieses „Leute Journal“ wird von Eve-Maren Büchner (25) präsentiert.

taz: Guten Tag, Frau Büchner, was ist Ihr Beruf?

Eve-Maren Büchner: Ähm, mein Beruf ist Moderatorin und Journalistin, natürlich.

Aha. Seit wann?

Moderatorin bin ich seit Mai 1996, als ich bei Premiere anfing.

Lustig ist, daß Sie erst danach bei Fernsehsendungen hospitiert haben. Normal wäre ja die umgekehrte Reihenfolge.

Es ist natürlich nicht der normale Weg, aber ich habe ja, das muß man dazu sagen, bei Premiere auch nicht journalistisch gearbeitet, sondern nur moderativ. Das war dann mein Einstieg in den Journalismus. Und dann habe ich mich natürlich weitergebildet, ist ja logisch. Ich habe bei „Spiegel TV“ ein Praktikum gemacht, habe dann bei der „Tagesschau“ hospitiert. Um einen Einblick zu kriegen, denn als bloße Ansagerin werden einem ja die Texte geschrieben, das kann man ja nicht als Journalismus bezeichnen.

Und das ist jetzt in Ihrer Sendung „Blitzlicht“ aber anders.

O ja. Ich schreibe jetzt meine Anmoderationen selbst, mache auch Beiträge, und gehe demnächst auch zu verschiedenen Seminaren auf eine Journalistenschule, also ich hole das sozusagen jetzt nach. Ich bin da ja erst im letzten Herbst so reingerutscht, durch „Spiegel TV“.

Wer hat Sie für „Blitzlicht“ entdeckt?

Jörg Howe, der Sat.1-Chefredakteur.

Und wo hat der Sie entdeckt?

Der hat mich auf Premiere gesehen.

Nicht zufällig schon im Januar 1996 in der Harald-Schmidt- Show, als Sie vor der Kamera Herrn Schmidt Ihren BH in die Hand drückten?

Nein, da hat er mich nicht gesehen.

Aber alle anderen.

So viele haben mich da gar nicht gesehen, zumal ich da ja noch gar nicht bekannt war. Ich war ja damals eine kleine BWL-Studentin, und das war eine kleine Komparsen-Rolle. Und, ja, das hat mir eine Menge Spaß gemacht. Für mich war das eine Schmonzette. Das ist auch echt dramatisiert und hochstilisiert worden. Ich habe da meinen Spaß gehabt, kein Problem. Ich habe ein ganz normales Verhältnis zu meinem Körper.

Die Boulevardpresse schreibt nun „Blitzkarriere nach Busenstrip“.

Das ist natürlich extrem verkürzt dargestellt, und irreführend. Ich finde es natürlich auch nicht sonderlich nett von den Kollegen, aber so ist das Geschäft.

Eben, Sie machen ja auch ein Boulevardmagazin.

Aber so was würden wir nicht bringen, glaube ich. Aber egal. Ich glaube auch nicht, daß ich diesem Auftritt meine Karriere zu verdanken habe. Ich habe schon noch ein paar andere Stärken. Mein großes Ziel ist es weiterhin, Dokumentarfilme zu drehen. Jetzt bin ich eben Moderatorin, ich glaube auch, daß ich das kann. Aber ich bin eigentlich zum Fernsehen gekommen, weil ich Dokumentarfilme machen wollte.

Das ist ja das exakte Gegenteil von dem, was Sie nun machen.

Es ist ein anderes Genre, das ist schon klar. Es wird zwar bei uns auch dokumentiert, aber das ist natürlich emotionaler. Trotzdem dokumentieren wir das Leben der Stars – vor und hinter den Kulissen. Mehr aber auch nicht.

Ein Dokumentarfilm braucht ja eigentlich alles – bis auf eine Moderatorin.

Finden Sie? Ich finde es ganz nett, ein Programm präsentiert zu kriegen, fertig. Und eine Moderatorin kann ja auch Filme machen, wo ist da das Problem?

Eigentlich sind Sie Kosmetikerin.

Richtig. Nach der mittleren Reife habe ich auf Wunsch meines Vaters diese Ausbildung gemacht, wollte das auch bald wieder abbrechen, mußte es aber beenden, um mein Abi nachmachen zu können.

Ihr neuer Job hat nicht unbedingt weniger mit Aussehen zu tun.

Natürlich verkauft man ein Outfit, ein Image. Das ist diese Personifizierung, da sucht man sich spezielle Typen aus. Ich glaube, mein Image ist halt jung, unkompliziert, flexibel – und das ist das, was Sat.1 über „Blitzlicht“ auch kommunizieren möchte.

Es gibt im Moment allein schon aufgrund der Vielzahl der Kanäle und Formate viele Darsteller und Moderatoren, die – wie Sie – ohne Ausbildung auf den Bildschirm gelangen. Da sammelt sich natürlich auch viel Inkompetenz.

Bestimmt sammelt sich da auch viel Inkompetenz, aber es gibt genausoviel Kompetenz, auch weiterhin. Es gibt viele Menschen, die durch die veränderte TV-Landschaft eine große Chance bekommen und die auch ohne Volontariat, Studium oder Journalistenschule gut sind. Es gibt Leute, die einfach Typen sind, und das ist im Moment gefragt. Das macht das Ganze natürlich auch lockerer, vielleicht auch anfälliger für Unprofessionalität, aber was soll's.

Ihr Praktikum findet dann demnächst auf Sendung statt, learning by doing?

Genau. Ich mache quasi ein On-air-Volontariat, um warm zu werden, das kann man schon so sagen.

„Blitzlicht weiß es zuerst“ wirbt Sat.1. Dumm nur, daß die Konkurrenzsendung „Exclusiv“ auf RTL 25 Minuten vorher läuft.

Natürlich werden die Themen, die News teilweise dieselben sein. Hinzu kommen aber Geschichten, die wir ausgraben, die die anderen hoffentlich dann nicht haben. Natürlich können wir Entertainment nicht neu erfinden, und die Herangehensweise wird bestimmt ähnlich sein, aber wir sind da auch noch nicht ganz festgelegt. Es ist halt emotionale Nachrichtenvermittlung, und die ist natürlich personifiziert, das ist das alte Hollywood-Prinzip, würde ich sagen.

Letzte Frage: Mit dem Schriftsteller Georg Büchner sind Sie nicht zufällig verwandt?

Das klingt jetzt echt ein bißchen witzig, das werden Sie mir vielleicht auch gar nicht glauben, aber unsere Familie hat drei Ursprünge, und der eine ist in Hessen, und tatsächlich gab es uns auch in Darmstadt. Also eine Verwandtschaft ist nicht ausgeschlossen!

Büchner steht als Dramatiker zwischen Romantik und Realismus. Genau dazwischen findet auch Boulevard statt, oder?

Ganz genau, würde ich sagen, ja absolut. Haben Sie schön gesagt.

Nach „Blitzlicht“ dann: der Büchner-Preis!

Man weiß ja nie.

Interview:

Benjamin v. Stuckrad-Barre