Walfänger bereiten Comeback vor

■ Konferenz in Muscat: Die Internationale Walfangkommission ist dabei, sich den Interessen der kommerziellen Walindustrie zu beugen

Svolvaer (taz) – Der erste Wal wurde am Freitag vor Batsfjord an der nordnorwegischen Küste harpuniert. Die meisten Walfangboote wollen jedoch erst im Laufe dieser Woche zur angeblich geheimsten aller bisherigen Fangsaisons auslaufen. Aus Angst vor Protesten will das Fischereiministerium weder die Namen der Schiffe noch ihre genaue Zahl herausrücken. Dabei sind die Informationen in Walfanghäfen wie Svolvaer und Skrova auf den Lofot-Inseln beinahe Allgemeinwissen.

671 Wale dürfen in diesem Jahr von den norwegischen Walfängern getötet werden. Das ist die höchste Quote, seit Oslo 1993 im Verstoß gegen internationales Recht die kommerzielle Jagd wieder genehmigt hat. Rund 18.000 Wale sind nach Schätzung von Greenpeace in den letzten zwei Jahrzehnten trotz eines offiziellen Fangstopps der Internationalen Walfangkommission (IWC) getötet worden – beim zulässigen Walfang der Eskimos oder sibirischer Volksstämme, aber auch durch den illegalen Walfang vor allem Japans und Norwegens.

Ende vergangener Woche traf sich nun die IWC zu ihrer fünfzigsten Jahresversammlung in Muscat, der Hauptstadt Omans. Aber statt zum Jubiläum den von Umweltschützern erhofften Fangstopp zu verhängen, scheint die IWC auf dem besten Weg, sich den Interessen der Walindustrie zumindest teilweise zu beugen. Hintergrund ist ein Kompromißvorschlag aus Irland, der eine Freigabe des küstennahen und ein Verbot des Walfangs auf den offenen Ozeanen beinhaltet. Er ist ein Versuch, den Einfluß der IWC zu sichern. Greenpeace unterstützt den Vorschlag, auch wenn viele Mitglieder dies offen kritisieren.

Die Furcht vor dem Kontrollverlust scheint nicht unberechtigt. Japan und Rußland wollen eine regionale Walverwaltungskommission für den Stillen Ozean gründen, die die IWC dort kaltstellen würde. Auch China ist interessiert.

Der Vorschlag Irlands ist für Japan, das vorwiegend auf offenem Ozean jagt, nicht interessant, könnte es aber für das vorwiegend auf küstennahen Fischfang konzentrierte Norwegen sein – wenn da nicht ein Haken wäre: Der internationale Handel mit Walprodukten soll verboten bleiben. Da der Absatz im Inland stagniert, würde der norwegische Walfang so bestenfalls eine subventionierte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.

So werden die aktiven Walfangnationen weiterhin auf den illegalen Fang setzen. Das abnehmende öffentliche Interesse sowie fehlende Protestaktionen und Boykottaufrufe gegen die Walfangpiraten erleichtern ihnen dieses Manövrieren an der IWC vorbei und könnte diese tatsächlich in ihrer Funktion bedrohen. Reinhard Wolff