Privater Kick im Olympiastadion

■ Seebauer und Partner präsentieren neues Konzept für die Sanierung des Olympiastadions: Es soll für 330 Millionen Mark in ein reines Fußballstadion umgebaut werden. Historische Fassade bleibt erhalten. Senat

Die Zukunft des sanierungsbedürftigen Olympiastadions als reine Fußballarena wird immer wahrscheinlicher. Das gestern vorgelegte Gutachten des Dienstleistungsunternehmens Seebauer und Partner GmbH kommt zu dem Ergebnis, daß eine „wirtschaftlich tragfähige Lösung für das Olympiagelände“ den Umbau zu einem Fußballstadion voraussetzt. Der Entwurf des vom Senat beauftragten Büros sieht den Rückbau der bestehenden 400-Meter-Bahn vor, damit Raum für näher am Spielfeldrand liegende Sitzplätze geschaffen werden kann.

Zugleich soll das denkmalgeschützte historische Erscheinungsbild des 1936 realisierten Olympiastadions größtenteils erhalten bleiben. Seebauer hatte gestern den überarbeiteten Plan der Sportverwaltung präsentiert. Sein erstes Konzept, das die Vermarktung des gesamten Olympiageländes vorsah, war vom Senat als unrealistisch zurückgewiesen worden.

Das Kernstück des Gutachtens bildet die Vorstellung, „in das bestehende Olympiastadion ein Fifa- gerechtes Fußballstadion einzubauen“, so Seebauer. Die neugestaltete Arena mit besseren Sitzbänken, Presse- und Ehrentribünen biete dann Platz für rund 64.000 Zuschauer – rund 10.000 weniger als bisher. Diese „Stadion- Innovation“, kalkulierte Seebauer, könne mit Investitionen zwischen 300 und 330 Millionen Mark realisiert werden. Anderslautende Berechnungen schätzten die Sanierungskosten bisher auf rund 660 Millionen Mark.

Die Investitionen könnten laut Gutachten „ausschließlich privat“ finanziert werden. Abgesehen von der Bereitstellung der Liegenschaften, die sich im Besitz des Bundes befinden und vom Land Berlin genutzt werden, kämen so auf die öffentliche Hand keine zusätzlichen Belastungen mehr zu. Das Land und der Bund hatten sich in der Vergangenheit jeweils geweigert, die Modernisierung der maroden Arena aus der Haushaltskasse zu bezahlen.

In dem Gutachten, erklärte Almuth Draeger, Sprecherin der Sportsenatorin, weise Seebauer darauf hin, daß die private Sanierung und Bewirtschaftung des Stadions sich kaum aus der gesamten Vermarktung des Reichssportfeldes – ohne Arena – finanzieren lassen. Draeger: „Aus der Vermarktung des Olympiageländes sind keine ausreichenden Quersubventionierungen für die Stadionlösung zu erwarten.“ Vielmehr komme es für einen möglichen Investor darauf an, über den Schwerpunkt Profifußball und sportverwandte Einrichtungen und Produkte rentabel zu wirtschaften.

Ob der Senat bei seiner Sitzung am 26. Mai der Vorgabe der Sportverwaltung folgen wird, ist noch nicht entschieden. Zum einen liegen dem Land Alternativkonzepte – Stadionsanierung unter Erhalt der Leichtathletikbahn – vor. Zum anderen hatte sich Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) erst in der vergangenen Woche für den Neubau eines Fußballstadions stark gemacht. Rolf Lautenschläger