Rheinmetall rüstet weiter

■ Topgewinne mit Panzer- und Artilleriegeschäft. Automobilsparte wird erfolgreiches zweites Standbein

Berlin (taz) – Innerhalb von zehn Jahren verzehnfachte der Waffenhersteller und Mischkonzern Rheinmetall nahezu seinen Umsatz von 735 Millionen Mark auf über 6,6 Milliarden Mark. Für dieses Jahr peilt Rheinmetall acht Milliarden Mark Umsatz an, bei einer Gewinnsteigerung um zehn Prozent auf 200 Millionen Mark.

Auf der gestrigen Bilanzpressekonferenz lobte der Vorstandsvorsitzende Hans Brauner die Gewinn- und Umsatzentwicklung des Mischkonzerns, der in den vergangenen Jahren Mehrheitsbeteiligungen im Maschinenbau, der Automobil- und Sicherheitstechnik sowie der industriellen Elektronik und Bürotechnik gekauft hat. Allein im Jahr 1997 verdoppelte der Konzern auf diese Weise seinen Umsatz.

Auch heute hält die Familie Röchling, die während des Zweiten Weltkriegs am Geschäft mit Kanonen verdiente, noch 66 Prozent der Stammaktien der Düsseldorfer Rheinmetall-Gruppe über ihre Röchling Industrie Verwaltung GmbH. Die restlichen Aktien befinden sich in Streubesitz.

In ihrem Kernbereich Rüstungstechnik macht Rheinmetall derzeit noch 35 Prozent oder 2,3 Milliarden Mark seines Umsatzes. „Mit Waffen und Munition sind wir immer dabei“, beschrieb Brauner die Umsatzentwicklung. Mit einem Auftrag über sechs Milliarden Mark für den Bau von 3.000 gepanzerten Transportfahrzeugen unterstützte zuletzt das Bundesverteidigungsministerium Ende April die Gewinnaussichten.

Bereits im vergangenen Jahr beschehrte der Aufkauf des Rüstungsunternehmens STN Atlas Elektronik GmbH dem Unternehmen einen Umsatzzuwachs von 1,9 Milliarden Mark. Nach Entlassung von knapp 500 Beschäftigten bei der STN Altlas fuhr auch dieser Rüstungszweig wieder in die Gewinnzone. Entgegen Ankündigungen im Verteidigungsministerium zu Einschnitten im Rüstungshaushalt will Rheinmetall aufgrund der „stabilen Auftragslage in den wehrtechnischen Bereichen seine ehrgeizigen Umsatz- und Ertragsziele für 1998 erreichen“, so der Geschäftsbericht.

Die Automobilsparte ist inzwischen zum zweiten Standbein des Röchling-Clans geworden, maßgeblich durch den Aufkauf der Kolbenschmidt- und Pierburg-Aktiengesellschaften. Ihr soll die Daimler-Chrysler-Fusion weitere Absatzsteigerungen bringen. Im vergangenen Jahr erreichte die Automobilsparte 32 Prozent am Gesamtumsatz des Konzerns. Peter Sennekamp