twanging for fun

■ Gitarrist David Lindley und sein Perkussionist Wally Ingram, heute auf der Breminale, sprachen mit der taz:

taz: Könnten Sie zuerst den Titel ihrer Tour und der neuen CD „Twango-Bango-Deluxe“ erklären?

Lindley: Ich mach twang und Wally macht bang!

Ingram: Die Basis unserer Musik ist Country-Blues im Hinterhof-Stil, also Sachen, für die man fünf, oder auch nur drei Saiten, und eine billige Trommel braucht, und nicht all diese Technik mit großen Verstärkern usw. Eine andere Strähne darin ist der Reggae.

Auf der CD prangt so groß das Motto „Fun no Work“, daß es wie ihr Credo klingt, und sie klingt ja auch so locker und fröhlich, daß man es ihnen glaubt, aber wenn man sich ihre Musik genau anhört, Mr. Lindley, dann sind darin unglaublich viele verschiedene und obskure Einflüsse versteckt. Woher kommt diese Gabelung bei ihnen zwischen der „good fun music“ und der fast schon ethnologischen Suche nach fremden Tönen?

Lindley: Wegen der Musik in Madagaskar oder Kasachstan herumzukriechen, ist tatsächlich kein Spaß mehr. In meinem Elternhaus gab es eine riesige Schallplattensammlung, mein Bruder spielte Klavier, und so habe ich Tag und Nacht das „Brandenburger Konzert“, klassische indische und koreanische Musik, aber auch Fats Domino im Radio gehört.

Gibt es da eine Neugierde nach dem Ton, den Sie noch nicht gehört haben – versuchen Sie es dann für die Gitarre zu kopieren?

Lindley: Genau! Ry Cooder hat mir mal eine Cassette mit ganz merkwürdiger regionaler Musik von Osaka geschickt, und auf der Shimisen, einem dreisaitigen japanischen Instrument, wurden da diese Töne gemacht, die ich noch nie gehört hatte. Also habe ich an meiner Gitarre ein bißchen rumprobiert, und daraus ist der Sound entstanden, den ich in „I took off my Romeos“ verwende.

Wo ihn nie jemand vermuten würde! Wissen Sie übrigens, daß man sich in Deutschland noch an ihren Auftritt im Rockpalast von 1982 erinnert? Da haben Sie diesen Song auch gespielt.

Lindley: Dabei war das ganz schrecklich. Wir hatten vorher sechs Tage gesoffen, Rory Gallagher, die Jungs von „U2“ und ich. Am Morgen war ich im Hotel mit einem Sixpack auf dem Kopf aufgewacht, und abends habe ich den Text von „The Turning Point“ vergessen.

Ingram singt: „This is the ähm, ähm, ähm“.

Lindley: Es war wirklich nicht so gut, und daran erinnern sich hier die Leute?

Es hat großen Eindruck gemacht! Sie wirkten wie eine ausgeflippte Version von Ry Cooder, und der ist ja auch immer noch ihr musikalischer Verschworener. Angeblich haben Sie mal einen Deal mit einem Studio sausen lassen, weil Sie nicht mit Cooder auftreten sollten.

Lindley: Mit niemandem hätte ich mehr spielen dürfen, das war wie eine Aufforderung, mir selber den Schwanz mit einem Schlachtermesser abzuschneiden. Und ich hätte nicht mal ordentlich Geld dabei gekriegt. Der Vertrag ist ein schlimmes Dokument. Aber mit Ry mache ich immer noch viel. Vor einiger Zeit rief er mich aus Kuba an und sagte: „David, die haben hier nur vier Dinge: Rum, Zigarren, Huren und Musik. Kein Essen!“ Aber die Musik, die er vorspielte, klang wie nichts anderes auf der Welt.

Spielen Sie schon länger in diesem Duo-Programm?

Ingram: Seit etwa einem Jahr, und die große Tour fangen wir jetzt gerade hier in Deutschland an. Ich hatte schon vorher ein paarmal mit David gejamt, und als er mich anrief und fragte, ob ich mit ihm im Duo spielen wolle, war das für mich wie ein Sonnenstrahl, der durch die Wolken brach. Ich habe schon viel getourt, mit Jackson Browne, Tracy Chapman oder Sheryl Crow. Aber diesmal steht mein Name auf den Plakaten.

Lindley: Für uns ist jetzt das Programm nur eine grobe Straßenkarte, von der aus wir in jedem Konzert andere Abstecher machen können. Wir haben beide genug von diesen Konzerte, die genauso klingen sollen wie die Platte.

Ingram: Wir spielen auch einige Variationen von Davids alten Sachen, auf denen man sie kaum wiedererkennt. Es gibt einige Lieblingssongs des deutschen Publikums wie „Rag Bag“, die spielen wir. Auch das ist für uns fun no work!

Das Gespräch führte und übersetzte Wilfried Hippen

Mittwoch,19.30 Uhr im K2-Zelt