Bedenken weggefrühstückt

■ HSV-Trainer Frank Pagelsdorf behält die Rothose an. Wird Geschäftsführer Werner Hackmann der Nachfolger des scheidenden Vereinsbosses Uwe Seeler?

Die Lautsprecher knarzten ein wenig, doch die Botschaft kam auch so an. „Ich bleibe beim HSV und werde meinen Vertrag erfüllen“, schickte Übungsleiter Frank Pagelsdorf (40, verheiratet, keine Kinder) über die Stadionanlage in Peine, wo der HSV am Mittwoch abend gegen eine Kreisauswahl freundschaftlich 7:0 gewann.

Die mitgereisten Fans jubelten. Auch das geschäftsführende Vorstandsmitglied Werner Hackmann (51) zeigte sich ganz angetan vom Entschluß des Trainers, das Angebot des Weltpokalsiegers Borussia Dortmund auszuschlagen. „Wir sind froh, daß er sich für uns entschieden hat“, erklärte Hackmann gestern nach einem gemeinsamen Vatertags-Frühstück mit dem Coach („Ich habe die Verantwortung gegenüber der Mannschaft gespürt und wollte sie nicht im Stich lassen“).

Der gelernte Sozialdemokrat und gescheiterte Innensenator hatte entscheidend zu Pagelsdorfs Überlegungen beigetragen, per Ausstiegsklausel seinen bis 30. Juni 2000 laufenden Kontrakt vorzeitig zu beenden. So empfand der Coach Hackmanns Ankündigung, „eine sportlich kompetente Kontrolle für den Trainer“ künftig in die Vereinsführung einbauen zu wollen, als klaren Affront und wetterte: „Die geleistete Arbeit hat nicht die richtige Anerkennung gefunden. Man vergißt, daß wir die schlechtesten Bedingungen aller Klubs hatten.“

Doch von einer Kontrolle des Trainers ist jetzt plötzlich keine Rede mehr, und auch die Bedenken Pagelsdorfs hinsichtlich des permanenten Vorstandsvakuums – noch immer kein Nachfolger für den zum 1. Juli scheidenden Vorsitzenden Uwe Seeler – konnten Hackmann und Aufsichtsratsboß Udo Bandow (66) wegloben. „Ich habe das Gefühl, daß diese wichtige Frage voranschreitet und glaube an eine positive Entwicklung“, schnurrte Pagelsdorf gestern.

Der totale Stimmungswandel kommt überraschend angesichts der Tatsache, daß vermutlich Hackmann an die Vorstandsspitze aufrücken wird. Die vom Hamburger Abendblatt gestreute Variante mit Uns Udo Bandow ist angeblich vom Tisch. „Kein Kommentar“, beschied Hackmann gestern zu allen Spekulationen über die Beschaffenheit der neuen obersten Rothose.

Vielleicht möchte es der Ex-Politiker aber auch nur Pagelsdorf nachtun. Heute wäre die Gelegenheit: Die Lautsprecheranlage des Testspiel-Gastgebers Preußen Hameln soll einen satten Klang haben.

Clemens Gerlach/Bernd Müller