Eine starke Hand aus Liebe zur Nation

■ Die Militärs, die bislang zu Suharto standen, werden dessen System auch künftig verteidigen. Habibie ist für sie nur eine Übergangslösung

Kaum hat Indonesiens Präsident Suharto seinen Abgang erklärt und die Hand seines Nachfolgers Bacharuddin Jusuf Habibie geschüttelt, eilt auch schon Armeechef General Wiranto vor das Mikrofon: „Ich, der Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Verteidigungsminister Indonesiens, akzeptiere und achte den Rücktritt von Präsident Suharto“, sagt er. „Im Rahmen der Verfassung unterstützen wir den Aufstieg von Vizepräsident Bacharuddin Jusuf Habibie. Wir stehen hinter ihm.“ Das Militär werde „weiterhin eine aktive Rolle spielen, um den Frieden zu erhalten und das Land in diesen schweren Zeiten zu einen“, fügt er hinzu.

Dann folgen die Schlüsselworte des Offiziers, der noch zwei Tage zuvor die Forderung nach einem Rücktritt Suhartos als „nicht legal“ bezeichnet hatte: Die Armee werde „auch künftig die Familien von Präsident Suharto und der Parlamentarier schützen“.

Die Botschaft scheint klar zu sein: Die Generäle, die bislang loyal zu Suharto standen, wollen auch nach dessen Rücktritt das System verteidigen, das der Präsident in den 32 Jahren seiner Herrschaft geschaffen hat. Sie werden es nicht zulassen, daß Suharto wie etwa die südkoreanischen Diktatoren Chun und Roh vor wenigen Jahren wegen Korruption oder Landesverrats vor Gericht gestellt oder sein immenses Vermögen beschlagnahmt wird.

General Wiranto gehört zu der neuen, jungen Führungsgeneration der 40- bis 50jährigen Offiziere, die ihren Aufstieg dem Präsidenten verdanken. Sie kämpfen nun darum, auch in der Post-Suharto-Ära die Rolle der Armee im Lande zu bewahren und nicht etwa von einer zivilen Regierung in die Kasernen zurückgedrängt zu werden. Wiranto, der wie Suharto aus der Region um Yogyakarta auf der Insel Java stammt, begann seine steile Karriere in seiner Zeit als persönlicher Adjutant Suhartos in den Jahren zwischen 1989 und 1993. Der Präsident traute ihm und machte ihn zum Armeechef, weil er zu jener Fraktion gehört, die sich gegen einen zu starken Einfluß islamistischer Gruppen in Indonesien richtet. In den letzten Monaten vertrat Wiranto eine relativ offene Haltung gegenüber jenen Studentinnen und Studenten, die für Reformen demonstrierten. Dennoch ist er – wie kaum einer der jungen und vielfach in den Vereinigten Staaten und Europa geschulten Offiziere – keineswegs ein Demokrat. So hat er keinerlei Hemmungen, die Panzer auffahren zu lassen, die auch am Donnerstag noch ganze Stadtviertel Jakartas abriegelten.

Indonesische Politiker wie Exminister Juwono Sudarsono glauben, daß Wiranto und seine Militärs den neuen Präsidenten Habibie nur für eine Übergangszeit akzeptieren, ihm aber nicht zutrauen, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.

Wenn die Preise für die wichtigsten Grundnahrungsmittel weiter steigen und die Armen in den nächsten Monaten wieder auf die Straße gehen, könnte das Militär sich entscheiden, „um des Friedens und der Einheit der Nation willen“ einen ihrer Generäle zum Präsidenten zu machen. Und der hieße möglicherweise Wiranto, wird in Jakarta kolportiert.