Die Ausstellung

Die Fackel einer Erdölraffinerie ragt neben dem Haupteingang der Expo 98 in den Himmel. Die restaurierten, von einem grünen Stahlgerüst eingefaßten Metallröhren sollen den Besucher daran erinnern, wo er sich befindet. 340 Hektar ehemaliges Industriegelände wurden im Osten Lissabons dekontaminiert und für die Bebauung zurückgewonnen – 60 Hektar für die Weltausstellung, der Rest für neue Stadtteile. 1,5 Milliarden Mark wurden investiert, um bis zum 30. September 8,3 Millionen Besucher zu empfangen. Die Veranstalter wollen insgesamt 15 Millionen Eintrittskarten verkaufen, das Stück zum Tagespreis von 50 Mark.

Das Motto der Expo: „Die Ozeane, ein Erbe für die Zukunft“. Im Ozeanarium, dem größten Aquarium Europas und dem zweitgrößten der Welt, tummelt sich von Sardinen über Thunfische bis zu Haien alles, was die Ozeane bevölkert. Vier abgetrennte Bereiche stellen Flora und Fauna verschiedener Klimazonen vor. Der Zukunftspavillon beschäftigt sich mit den Gefahren, denen die Meere ausgesetzt sind, und den Möglichkeiten, diesen entgegenzuwirken. Im Pavillon der Utopie läßt eine Multimedia-Show mit Theatereinlagen Legenden von Ulisses, Mobby Dick oder dem portugiesischen Entdecker des Seewegs nach Indien, Vasco da Gama, aufleben.

Gastgeberland Portugal stellt die Ozeane als verbindendes Element zwischen Völker und Kulturen vor. Die ausgestellten Gemälde und Gegenstände aus der Zeit der großen Entdeckungen und des Kolonialismus lassen keinen Zweifel daran aufkommen, wie das gemeint ist. São Tomé und Principe nahmen das Thema auf und bildeten ein typisches Haus aus der Zeit nach, als die Inseln zum portugiesischen Weltreich gehörten. Der deutsche Pavillon ermöglicht den Besuch einer detailgetreu nachgebauten Tiefseeforschungsstation. Im finischen Pavillon liegt der Rumpf eines echten Eisbrechers im Kunsteis. Selbst Landratten haben sich etwas zum Thema Ozeane einfallen lassen. So veranschaulicht Andorra den Kreislauf des Wasser, seine Verdunstung, die Wolkenbildung, den Regen und den Weg zurück ins Meer.

Das „Festival der 100 Tage“ sorgt überall in Lissabon für Musik, Tanz und Theater. Der Liedermacher der Nelkenrevolution, José Alfonso, wird ebenso gewürdigt wie der spanische Komponist Manuel Falla oder die deutschen Schriftsteller Bertolt Brecht und Heiner Müller. Pina Bausch stellt ihr Tanzstück über Lissabon vor, Hanna Schygulla singt Lieder aus den zwanziger Jahren.

Nur mit Hotelplätzen sieht es während der Expo schlecht aus. Zwei Neubauten, direkt neben dem Ausstellungsgelände, wurden nicht mehr rechtzeitig fertig. Das eine Hotel ist mit Planen verhängt worden, damit das Betonskelett nicht allzu sehr stört. Das andere ist nur außen fertig. Innen sind noch nicht einmal die Böden verlegt. Um dennoch mehr Gäste als normal aufnehmen zu können, liegt im Hafen unterhalb der Alfama ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff vor Anker. Es dient als schwimmendes Hotel. Reiner Wandler