Seltene Gäste im Wattenmeer

■ SchülerInnen aus Hamburg-Harburg beobachten zufällig Terekwasserläufer

Für deutsche VogelkundlerInnen sind sie Objekte der Begierde: Terekwasserläufer zu beobachten, dazu gibt es an deutschen Küsten nur alle paar Jahre einmal Gelegenheit. Einige Ornithologen und die Biologie-Arbeitsgruppe einer Gesamtschule aus Hamburg-Harburg aber hatten in den vergangenen Tagen Glück: Sie beobachteten einen, möglicherweise sogar mehrere dieser Watvögel in der Eidermündung in Tönning im Kreis Nordfriesland.

„Das ist schon eine kleine Sensation“, berichtete Klaus Günther vom Projektbüro Wattenmeer des World Wide Fund for Nature (WWF) in Husum. Er erblickte in der vergangenen Woche die Vögel als erster mit dem Fernglas. Eine Sensation deshalb, weil in den Jahren seit Kriegsende nur rund 25 Exemplare dieser Art in ganz Deutschland gesehen worden seien. Im Wattenmeer tauchen Terekwasserläufer – gut zwanzig Zentimeter lange Watvögel mit gelben Beinen und auffällig wippenden Schwanzbewegungen – als rastende Gäste auf. Ihre Brutgebiete liegen überwiegend in den baltischen Zonen von der ehemaligen Sowjetunion bis nach Ostsibirien.

Zweifelsfrei konnte der Diplom-Biologe Klaus Günther im Eiderwatt ein Exemplar bestimmen, einige weitere hielten sich in zu großer Entfernung auf, als daß er sicher sein konnte. Auch die Sichtung von sieben Sumpfläufern – ebenfalls eine äußerst seltene Art – bestätigt seine Einschätzung, daß die Eidermündung ein bedeutendes Rastgebiet ist.

Über seine Entdeckung berichtete Günther umgehend seinem Biologenkollegen, dem Lehrer Olaf Zeise, der sich mit der Biologie-Arbeitsgruppe einer Harburger Schule gerade für eine Studie zum Verhalten von Watvögeln in Tönning aufhält. So kamen die SchülerInnen in den Genuß einer Beobachtung, auf die mancher Vogelfreund sein Leben lang verzichten muß.

Unter Ornithologen in ganz Deutschland spricht sich ein solches Ereignis ohnehin schnell herum – per e-mail oder über das „German Bird Net“ verbreiten sich die Berichte wie ein Lauffeuer. So auch diesmal: Klaus Günther hatte die Botschaft kaum in den Computer eingegeben, da reisten die ersten Interessierten aus Norddeutschland in Tönning an.

Wer jetzt noch kommt, braucht sich allerdings keine großen Hoffnungen mehr zu machen, die Terekwasserläufer noch vors Fernglas zu bekommen: Am Sonntagabend haben Klaus Günther und die Harburger SchülerInnen eine Dreiergruppe abziehen sehen, und Günther ist sicher, das die Vögel bereits auf dem Weg in ihr Brutgebiet sind: „Wenn die starten wie ein Jumbo-Jet, kommen die erstmal nicht mehr zurück“. Heike Wells