■ Hinterbank
: „Rote Kristallnacht“

Ins Gestrüpp der historischen Vergleiche hat sich im Monat Mai der CDU-Ortsverband Schönhauser Allee gewagt – und ist offensichtlich schwerwiegend über die Schlingpflanzen der wechselhaften deutschen Geschichte gestolpert. Hinter den Straßenschlachten am Abend des 1. Mai im Prenzlauer Berg, die sich vor allem Jugendliche nach der traditionellen „Revolutionären 1.-Mai- Demonstration“ mit der Polizei geliefert hatten, wittert das Zentralorgan des CDU-Ortsvereins Schönhauser Allee Aktuell eine „rote Kristallnacht“.

„Am 1. Mai 1998 wurde erneut deutlich, welch Demokratie- und Menschenverachtung linke Revolutionäre hinter roten Fahnen, Vermummung und Haßkappen verbergen. Sie verbrennen Privatautos, plündern Geschäfte, zünden Häuser an und nehmen den Tod von Menschen billigend in Kauf“, schreibt die Schönhauser Allee Aktuell. „Wer am Tag danach, am 2. Mai, durch den Kiez zwischen Oderberger Straße, Kastanienallee und Eberswalder Straße gegangen ist, war erschüttert über die rote Kristallnacht“.

Mit seiner historischen Anleihe steht der Ortsverein der Christdemokraten zumindest nicht gänzlich allein da. Für Unterhaltung sorgte auch der neue zweite parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Roland Gewalt, mit einer zeitgeschichtlichen Parallele im Innenausschuß. Direkt nach dem 1. Mai, der seit Jahren ritualisiert durch Berlin tobt, hatte Gewalt dort „Weimarer Verhältnisse“ hinter den Ausschreitungen gewittert. babs