Gibt Viagra herzkranken Männern den Todesstoß?

■ Sechs Todesfälle in den USA geben Anlaß zu Spekulationen über Gefahren der Potenzpille

New York (taz/AP) – Die Lust auf das angebliche Wundermittel Viagra könnte bald wieder erschlaffen: Für Männer mit Herzproblemen ist die Potenzpille Viagra offenbar gefährlich. Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA bestätigte am Freitag, daß seit Freigabe des Mittels sechs Männer gestorben seien, die Viagra geschluckt hatten. Allerdings konnte noch nicht eindeutig festgestellt werden, ob ihr Tod etwas mit der Einnahme des Potenzmittels zu tun hat. Das US-Pharmaunternehmen Pfizer warnte Herzpatienten und Frauen erneut vor der Einnahme.

In Kombination mit nitrat- oder nitroglyzerinhaltigen Medikamenten könnte der Blutdruck von Herzpatienten plötzlich lebensbedrohlich absinken. Außerdem sei nicht auszuschließen, daß Herzkranke durch die gesteigerte physische Verausgabung beim Sex einen Herzinfarkt erleiden könnten.

Die FDA betonte aber, daß sie Viagra nach wie vor für die zugelassenen Indikationen als wirksam und sicher einstuft. Angesichts der inzwischen schon eine Million Nutzer ist die Zahl der bekanntgewordenen Komplikationen weit geringer als erwartet, wird ein Sprecher der Herstellerfirma Pfizer in der Washington Post zitiert. Die New York Times meldet, daß 85 Prozent aller Viagra-Patienten über 50 Jahre alt seien. Diese Gruppe sei besonders anfällig für Herzprobleme. Außerdem sei vielfach eine beginnende Herzerkrankung noch nicht diagnostiziert.

Nach Bekanntwerden der ungeklärten Todesfälle fiel die Pfizer- Aktie in New York um 3,4 Prozent. FDA-Sprecherin Lorrie McHugh erklärte am Freitag, ihre Behörde untersuche die Todesfälle. Warnungen über mögliche Nebenwirkungen von Viagra für Herzkranke wurden bereits zur Produkteinführung im März erteilt.

Ab Herbst soll Viagra auch in Deutschland verkauft werden. Christian Stief, Urologe und Oberarzt an der Uniklinik Hannover, erklärte, die Wirksamkeit der Pille sei immer noch stark umstritten. Stief sagte sagte der Samstagausgabe der Syker Kreiszeitung, in den Medien werde von Erfolgsquoten zwischen 60 und 85 Prozent berichtet: „Das ist nach dem, was man von der Substanz weiß und wovon man nach ersten nicht-pharmaunterstützten Untersuchungen ausgehen kann, zu hoch angesetzt.“ Es sei schon ein Erfolg, wenn Viagra bei einem Drittel aller Männer wirken würde. wal