Kohls Sprecher muß schon gehen

■ Regierungssprecher Peter Hausmann (CSU) gestern vom Bundeskanzler entlassen. Keiner will sagen, warum. Nachfolger wird der CDU-Abgeordnete Otto Hauser

Berlin (taz) – Peter Hausmann mußte gestern zurücktreten. Helmut Kohls sechster Pressesprecher in 16 Jahren wurde von seinem Dienstherrn in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Der 47jährige parlamentarische Staatssekretär sollte eigentlich gestern vormittag in Bonn die Sitzung der Organisation „Internationes“ leiten. Leider könne er das nun nicht mehr, da er entlassen sei, erklärte er den verdutzten Teilnehmern. Kohl dankte Hausmann in einer dürren Presseerklärung „für seine stets loyale Mitarbeit in schwierigen Zeiten“. Zu Hausmanns Nachfolger wurde der CDU- Bundestagsabgeordnete und ehemalige Welt-Redakteur Otto Hauser bestellt. Er erklärte, er sehe seine Aufgabe darin, „eine bessere Stimmung für uns hinzukriegen, damit die Umfrageergebnisse noch besser werden, als sie heute schon sind“. Er wolle den Job „in meinem Rahmen noch besser machen“ als Hausmann.

Vom Personalwechsel wurde das Bundespresseamt überrascht. „Wir sind sprachlos“, erklärte ein Mitarbeiter. Gänzlich unerwartet kam die Ablösung des CSU-Mitglieds Hausmann, der von CSU-Landeschef Theo Waigel im März 1995 ins Amt gehievt worden war, aber nicht. Seit Monaten wurde über einen Abgang des unglücklich agierenden Hausmann spekuliert. Weil er häufig nichts zu sagen hatte, drohte im Frühjahr 1996 gar der Verein Bundespressekonferenz mit einem Boykott der wöchentlichen Fragestunden.

Innerhalb seines eigenes Hauses hatte sich Hausmann zudem unbeliebt gemacht. Im Frühjahr 1997 überwarf er sich mit seinem Vize Wolfgang Gibowski. Diesem gingen offenbar Hausmanns Pläne zur Straffung der Behörde zu weit. Die CSU wollte Kohls Entscheidung gestern nicht kommentieren. Während Hausmann gehen muß, ließ Kohl ein altvertrautes Gesicht des Boulevardjournalismus reaktivieren: Der Ex-Bild-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje wird sein Wahlkampfberater. Ein erstaunlicher Schachzug: Nach Steuererhöhungen hatte Tiedje einst das Blatt mit einem flachgelegten Kohl unter der Überschrift „Der Umfaller“ aufgemacht. Tiedje wurde gefeuert – nach Intervention des Kanzleramts. Severin Weiland