■ Vorschlag
: Anschwellende Rockgesänge: Motorpsycho im Kesselhaus

Vielleicht ist es das Heimatland, das den drei aus dem norwegischen Trondheim stammenden Jungs von Motorpsycho zu langweilig wurde. Vielleicht wollen sie auch als die am härtesten arbeitenden Männer des Showbusiness in die Rockgeschichte eingehen. Vielleicht sind sie auch einfach nur ein bißchen größenwahnsinnig und scheren sich einen Kehricht um Regeln, die das Business bereithält. Motorpsycho jedenfalls touren schon wieder, weil es gilt, eine erneute Veröffentlichung zu feiern.

Kaum hat man sich von ihrem letztjährigen kunterbunten Wir- kennen-uns-überall-aus-Album „Angels And Daemons At Play“ erholt, kaum hat man es einigermaßen auf dem Schirm, schießen sie ein neues Monster in die Umlaufbahn, ein solides Doppelalbum mit 14 Songs, 80 Minuten Spielzeit und dem Titel „Trust Me“.

Da findet man natürlich alles, was die zahlreichen anderen Alben von Motorpsycho auszeichnet. Gitarren in Dur und in Moll, an- und abschwellende Rockgesänge, Siebziger-Psychedelia und Glockenspiele hier, Knusper-Pop mit Synthiespielereien da. Überdrüssig wird man der Sache nicht, denn die Devise von Motorpsycho heißt: „Music isn't a sport. You can't win. You can only be different“. Deshalb ist es ihnen auch einerlei, ob sich Rockmusik gerade mal wieder in der soundsovielten Krise befindet, ob ihr nun unbedingt das Präfix „Post“ in die Wiege gelegt werden soll oder ob sie nun ganz besonders authentisch, ehrlich oder gar abstrakt klingen muß. Da darf man schwitzen, und die Köpfe bangen, ohne sich vor seinen Freunden mit den vielen Elektro-Platten zu schämen. Trotz der genauen Kenntnis der Geschichte haben ihre Songs etwas Jungfräuliches. Andererseits wollen sie keinen Anspruch mehr auf ihr Liedgut erheben, wenn ihre Songs einmal auf Tonträger gepreßt sind: „These songs belong to the universe now, they're not ours anymore.“ Sun Ra läßt grüßen, the space is the place, und uns bleibt nur noch zu sagen: In Motorpsycho we trust, ohne Wenn und Aber. Gerrit Bartels

Heute, ab 21 Uhr, im Kesselhaus, Knaackstraße 97