Hotel mit Alpenblick in der Friedrichstraße

■ Denkmalgeschütztes Haus Friedrichstraße 31 soll zum Teil abgerissen werden. Statt Wohnungen und Gewerbe plant Investor nun ein Hotel

Einem der letzten baulichen Ensembles der südlichen Friedrichstadt, Haus Friedrichstraße Nummer 31, blüht der Teilabriß. Bei dem denkmalgeschützten Bau aus der Gründerzeit sollen beide Seitenflügel sowie das Hinterhaus im quadratisch angelegten Hof fallen. Das Vorderhaus mit der fünfstöckigen neoklassizistischen Fassade dagegen wird erhalten. Nach dem Abriß ist geplant, das historische Wohn- und Gewerbegebäude in ein Hotel umzuwandeln. Den Block hatte einst die Schweizer Versicherungsgesellschaft errichtet. Im Treppenhaus befinden sich Gemälde mit Ansichten von Basel und ein Alpenszenario.

Geht es nach dem Willen des Bauherren, die Berlin Haus Prajs & Drimmer, sollen anstelle der Seitenflügel und des Hinterhauses Neubauten für die Hotelnutzung entstehen. Dabei ist vorgesehen, den rückwärtigen Teil nicht vollständig zu schließen und die Hofbebauung mit einer gläsernen Konstruktion zu gestalten. Zugleich soll das Vorderhaus modernisiert werden. Außerdem möchte der Investor von dem freien Nachbargrundstück eine Tiefgaragenzufahrt unter das Hotel führen.

Die Haus Berlin möchte nach einer letzten Abstimmung mit der Denkmalbehörde den Bauantrag im Bezirksamt Kreuzberg einreichen. Helmut Engel, oberster Denkmalschützer der Stadt, sieht wenig Gründe, den Plänen des Investors Einhalt zu gebieten. In jedem Falle müßte das Vorderhaus erhalten werden, so Engel. Angesichts des schlammigen Untergrundes, der die Standfestigkeit der rückwärtigen Gebäude gefährde, könne jedoch der Teilabriß „in Erwägung gezogen werden“.

Für Franz Schulz, bündnisgrüner Kreuzberger Bürgermeister, stellt die Investorenplanung dagegen „nur einen Kompromiß zwischen Denkmalpflege und Neunutzung“ dar. Schulz: „Ich würde es lieber sehen, wenn man den Hof als Karree erhalten würde.“ Nach Ansicht von Schulz sind die beiden Seitenflügel in ihrer Substanz außerdem zu retten. Wenn der Denkmalschutz „grünes Licht“ für den Abriß und die Sanierung gebe, hieße das, daß das letzte historische Hausensemble der Friedrichstraße verschwände. Eine Möglichkeit, den Teilabriß und Umbau zu verhindern, sieht Schulz nicht. Erfolge die Zustimmung des Denkmalamtes, sei nach Denkmalrecht keine Verweigerung möglich. Auch die Hotelnutzung bilde keinen Verstoß gegen geltendes Baurecht, da sich die Liegenschaft im Kerngebiet befinde. Außerdem, so der Bürgermeister, habe Kreuzberg Bedarf an Hotelbetten.

Dem Teilabriß-Konzept ging ein jahrelanger Streit um die Umnutzung und Modernisierung voraus. Entwürfe des Architekten Baller hatte die Denkmalbehörde mit der Begründung abgelehnt, die vorgesehenen Eingriffe zerstörten die Bausubstanz. Baller wollte auch die hintere Hälfte des Vorderhauses abreißen. Dessen ungeachtet hat der Vermieter den Bewohnern und Gewerbetreibenden peu à peu gekündigt. Die Läden entlang der Friedrichstraße sind bis auf einen Imbiß seit langem geräumt. Im Vorderhaus logieren noch zwei Wohnparteien – die haben am Wochenende begonnen auszuziehen. Rolf Lautenschläger