■ Mit Tabakersatz auf du und du
: Getrockneter Salat

Berlin (taz) – Schadenersatz, Werbeverbote und nun auch noch Unterrichtsfächer wie „Krebsvorbeugung“, in denen Schülern die Gefahren des Rauchens nahegebracht werden sollen, machen den Tabakkonzernen weltweit zu schaffen.

Bei der Suche nach neuen Märkten sind sie jetzt quasi vor ihrer Haustür fündig geworden: Was machen die aus Gesundheitsgründen aufhörwilligen Raucher, die nicht auf die Kippe zwischen den Lippen verzichten wollen? Sie kaufen „Herbal Gold“ und „Honeyrose“, Zigaretten aus Kräutermischungen, Blütenblättern und getrocknetem Salat, die nach Angaben der Hersteller ein „authentisches Rauchgefühl“ vermitteln – allerdings ohne die schädlichen Nebenwirkungen von Teer und Nikotin.

Die Strategie geht auf. Bei Tabakkonzernen, die die Ersatzprodukte in ihre Palette aufgenommen haben, beträgt ihr Anteil am Gesamtumsatz bis zu 40 Prozent. Marktführer Oregon Mint Snuff Company verkauft jährlich sechs Millionen Kräuterglimmstengel.

Weil sie tabak- und nikotinfrei sind, fallen sie nicht unter das Werbeverbot, müssen keine warnenden Hinweise tragen – und können sogar an Kinder abgegeben werden. Das hat die Gesundheitsexperten auf den Plan gerufen. „Das Zeug gilt als ,natürliche‘ Alternative“, kritisiert Michael Thun von der amerikanischen Krebsgesellschaft. „Es ist aber nicht natürlich, Blumen zu verbrennen.“

Wie gefährlich der Genuß der Ersatzzigaretten ist, ist umstritten. Im Gesundheitsministerium hält man sie dennoch für das kleinere Übel: „Es ist schlimmer, wenn Kinder sich illegal echte Zigaretten besorgen.“ Beate Willms