Oktoberfest im Nordpazifik

Zwischen Hamburg und Hawaii: Etwas Kultur und Tourismus, aber viel Wirtschaft und ein preußischer Prinz  ■ Von Stefan Tomik

Manche Leute verstehen unter Freundschaft gar Merkwürdiges. Zum Beispiel der „German Hawaiian Friendship Club“ (GHFC). Der will „dem deutschsprachigen Raum“ die Kultur der polynesischen Inselgruppe im Nordpazifik näherbringen und zuvörderst, so die Drohung, „die faszinierende geschichtliche Verbindung Deutschland - Hawaii“ wiederbeleben. „Eine freundschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Verbindung“, schwärmt der GHFC, „vom einfachen Plantagenarbeiter bis hin zur Freundschaft zwischen den preußischen und hawaiianischen Königen“.

Kein Wunder also, daß – standesgemäß – Seine Hoheit Prinz Michael von Preußen gestern als Schirmherr der Eröffnung der „Hawaii-Tage“ im Hamburger Museum für Völkerkunde beiwohnte. Zu sagen brauchte er allerdings nichts.

Schüleraustausche, Bildungs- und Kulturreisen, Musik- und Tanzveranstaltungen will der GHFC von seinem neuen Büro am Valentinskamp aus organisieren. Was nach einer zwar exotischen, aber selbstlosen Initiative klingt, ist nicht ganz frei von wirtschaftlichem Kalkül. Der GHFC verdient mit, auch bei „Incentive Events, Spezial Golf-Reisen und VIP-Programmen“.

Und Scott Mukai, der als „offizieller Vertreter von Hawaii“ auf der Eröffnung sprach, arbeitet, welch Zufall, gleichzeitig für „Destination Hawaii“, einen der größten Reiseveranstalter.

Doch ob sich die Bewahrung der kulturellen Identität der „Natives“ und Massentourismus vereinbaren lassen? Von den 1,2 Millionen Einwohnern Hawaiis sind nach exakt 100 Jahren US-amerikanischer Herrschaft nur noch 17 Prozent polynesischer Herkunft. Weiße Amerikaner und Europäer (zusammen etwa 25 Prozent) und Japaner (23 Prozent) haben die Inseln fest im Griff – vor allem, was die Wirtschaft betrifft. Und die besteht zum größten Teil aus Tourismus.

Etwa acht Millionen Besucher strömen jetzt schon pro Jahr auf die Inselgruppe, für den GHFC noch viel zuwenig. Noch ein paar Deutsche mehr könnten ruhig kommen, „sanfte Touristen“ selbstverständlich, denn zu einem „touristischen Ausverkauf“ dürfe es natürlich nicht kommen.

Dafür könne „in Hawaii eine Vielzahl von deutschen Gebräuchen und Relikten bewundert“ werden, verspricht ein GHFC-Faltblatt: „Zum Beispiel Uniformen im preußischen Stil, Kartoffelsalat und Oktoberfeste“.