Vermieter mit Vermietern auf du und du
: Klassenkampf adé

■ Vermieter gründet Stammtisch

Ein Vorgarten, in dem wuchender Efeu und Rasen sich mühen, eine zum Gartenteich aufgemotzte Minipfütze zu killen, kann nur zu einem sympathischen Menschen gehören. Ullrich Deterding, der hinter dem Vorgarten in der Waterloostraße wohnt, ist ein solcher Mensch. Obwohl er Vermieter ist. Mithin eines jener Wesen ist, denen die Linke einst nach dem Motto „Eigentum ist Diebstahl“ einen Dauerplatzkarte an der Seite der Bösen zuschrieb. Die Zeiten sind vorbei, seit ein Teil jener Revolutionäre zu Hausbesitzern mutiert ist. Der 33jährige Deterding zählt zwar nicht dazu. Doch auch er weiß, „daß der Klassenkampf vorbei ist“ und Vermieter auch andere Interessen verfolgen „als Mieter auszupressen“. Drum hat er einen Stammtisch gegründet, wo ratlose Eigentümer einander helfen können.

Probleme mit Mietern und Nebenkosten können dort unter Gleichgenervten erörtert werden. Vorteil: Der Erfahrungsaustausch ist kostenlos und erspart teure Beratungen bei Anwälten oder „Haus & Grund“. Zudem hofft Deterding, der einige Häuser besitzt und dennoch zur Miete wohnt, daß der Stammtisch Spannungen zwischen Mietern und Vermietern abbaut. „Mietwucherer, die in der Neustadt 16 Mark pro qm nehmen, müßen ebenso einen Realitätssinn entwickeln wie Mieter, die 7 Mark für maßlos halten“. Deterding glaubt, daß größere Rechtsklarheit auf Seiten der Vermieter dazu beiträgt, Treffen vor Gericht zu vermeiden. Und da Kleinvermieter in komplizierten Rechtsfragen oft nur mühevoll dem neuesten Stand folgen können, soll der Stammtisch hier „Hilfe zur Selbsthilfe“ geben. Sagt ein Ex-Klassenfeind. Wie die Zeiten sich ändern. zott

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