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■ Eine unterstützenswerte Stiftung in den NiederlandenRettet das Kassenhäuschen!

Viel ist vom sportlichen Ruhm des 1936 in der limburgischen Gemeinde Horst gegründeten niederländischen Fußballvereins RSKV Wittenhorst nicht geblieben. 1953 war man zwar in die Zweite Liga aufgestiegen, 1964 stieg man jedoch wieder ab – nachdem der Verein sein ursprüngliches Spielgelände „De Oude Lind“ verlassen hatte und in den Horster Sportpark umgezogen war.

Nach und nach verschwanden die Lichtmasten, die Umkleidekabinen, die Zuschauerbänke und die Anzeigentafel, bis schließlich nur noch die beiden ehemaligen, einander gegenüberstehenden Kassenhäuschen übriggeblieben waren. Zwar ohne die beiden Betonfußbälle, die jahrzehntelang ihre Dächer zierten, und reichlich baufällig, aber die beiden Horster Wim Moorman und Gé Peeters beschlossen trotzdem, für ihren Erhalt zu kämpfen. „Sie mögen vielleicht wenig architektonischen oder ästhetischen Wert haben, aber sie sind ein Andenken an die schönen Zeiten, die Wittenhorst hier erlebt hat“, schrieben sie im Mai 1996 in einem Brief an den Gemeinderat des Ortes, in dem sie beantragten, die Kassenhäuschen auf die Denkmalliste der Gemeinde zu setzen und zu restaurieren. Vor allem, so Moorman und Peters, seien „die historischen Spiele gegen Venray, die immerhin Dutzende Zuschauer angezogen hatten“, der Erinnerung wert, die Kassenhäuschen sollten daher von der Gemeinde instand gesetzt und mit einer Plakette oder Gedenktafel versehen werden. Aus der Lokalzeitung erfuhren sie wenig später, daß ihr Antrag abgeschmettert worden war.

Im August 1996 wurde dann eines der beiden Häuschen abgebrochen. „Was ist Schwarz ohne Weiß?“ fragten daraufhin Moorman und Peeters in einem weiteren Brief an die Verantwortlichen, „was ist C ohne A, Ajax ohne Feyenoord, Rank ohne Xerox – kurz, was ist ein Kassenhäuschen ohne das andere?“ Die Antwort blieb natürlich aus, der Kampf um das nunmehr einzige Kassenhäuschen ging jedoch weiter. Eine „Stichting Kassahuisjes“, (Stiftung Kassenhäuschen) wurde gegründet, die beschloß, ein Buch über die Kassenhäuschen herauszugeben.

Zahlreiche Prominente in den Niederlanden, England und Deutschland wurden angeschrieben und gebeten, einen Beitrag zu verfassen, der sich mit den Horster Häuschen beschäftigen sollte oder wenigstens mit Kassenhäuschen im allgemeinen, wenn beides nicht ginge, so erklärten die beiden, tue es zur Not auch ein Beitrag über Fußball-Denkmäler. Daraufhin nahm sich auch die überregionale niederländische Presse des Häuserkampfes in Horst an. Hugo Borst beschrieb den Fall in seiner Sportkolumne im Algemeen Dagblad: „Pfui, Bürgermeister Fasol! Warum so arrogant und gewissenlos?“ und rief seine Leser zu einer Faxaktion unter dem Motto „Wir müssen das letzte Kassenhäuschen in Horst retten!“ auf. „Spar het kassahuisje“ (laß das Kassenhäuschen in Ruhe), faxten tatsächlich beinahe 50 Niederländer an den Bürgermeister. 0031/077/3982770)

Moorman und Peeters haben im April ihr Buch „Miskend Monument (Verkanntes Monument) – Requiem für ein Kassenhäuschen“ fertiggestellt. Im Nachwort schildern sie die neuesten Entwicklungen: So hat Bürgermeister Fasol zwar nachgegeben und erklärt, einer Umsetzung des verbliebenen Häuschens auf das Gelände des Sportparks zustimmen zu wollen und die Übernahme der Kosten bei der Gemeinde zu beantragen. Die zuständige Kommission lehnte dies jedoch ab. Moorman und Peters planen nun eine halbjährlich erscheinende Kassenhäuschenkampfschrift.

Das Buch und weitere Informationen gibt es hier: Stichting Kassahuisjes p/a Meterikseweg 153, 5961 CV Horst

Elke Wittich

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