Drogenbeauftragter ausgepfiffen

■ Eimsbüttler AnwohnerInnen wollen keine Fixerstuben. CDU in Altona stoppt Antrag auf bezirkliche Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit reicht nicht einmal so weit, daß man sich auf eine Zusammenarbeit einigen könnte: Der Antrag der SPD-Fraktion im Bezirk Altona, zur Lösung der Probleme im Schanzenviertel die drei damit befaßten Bezirksämter an einen Tisch zu bringen, wurde auf der gestrigen Bezirksversammlung in Altona nicht angenommen. Auf Antrag der CDU wurde er in einen Ausschuß weiterverwiesen. Die Bezirke können den Problemen der Schanze ohnehin nicht abhelfen, glauben die Christdemokraten – das könne allein Bürgermeister Ortwin Runde.

Auch der Vorabend war bezüglich der Hamburger Drogenpolitik mehr ein Schritt zurück denn einer nach vorne. AnwohnerInnen sollten in Eimsbüttel Stellung zur städtischen Planung nehmen, am Kaiser-Friedrich-Ufer eine Fixerstube einzurichten.

Der Drogenbeauftragte des Senats, Horst Bossong, leitete das Thema vorsichtig ein: „Drogenabhängige sind keine Schwerverbrecher oder Exoten. Das sind kranke Menschen“. Er wurde gnadenlos ausgepfiffen.

Die rund 150 AnwohnerInnen wollten verhindern, was der rot-grüne Koalitionsvertrag festschreibt und was nun in die Tat umgesetzt werden soll: Daß in Hamburg vier neue Fixerstuben eingerichtet werden, eine davon in Eimsbüttel. An die Drogenberatungsstelle „Cafe Drei“ soll ein Gesundheitsraum „angedockt“ werden. Dieses Konzept ist umstritten: Die Verfechter erhoffen sich mit der Dezentralisierung der Druckräume auch eine Zerstreuung der Szene, die Gegner fordern Gesundheitsräume dort, wo auch die Dealer sich aufhalten.

Wer versuchte, den AnwohnerInnen den Standort Eimsbüttel schmackhaft zu machen, hatte schlechte Karten. So auch Horst Bossong: Um zu beschwichtigen, betonte er, man wolle nicht die Drogen- und Dealerszene an die Hohefultbrücke transportieren. Andererseit konnte er seine Hoffnung nicht verhehlen, daß durch den Druckraum am Cafe Drei das Schanzenviertel entlastet werde.

Norbert Dworsky von Freiraum e.V., Betreiber von Fixerstuben, löste diese Zwickmühle auf, indem er seine alte Forderung wiederholte: „Ein dezentrales Konzept ist unabdingbar. Zunächst müssen wir aber an der Schanze und in St. Georg nachbessern“. Darüber liegt er seit Monaten im Clinch mit Hamburgs SozialpolitikerInnen.

Auf dem Podium jedoch waren alte Feindschaften vergessen, denn das Volk differenzierte nicht, es schimpfte. Fixerstuben „Gesundheitsräume“ zu nennen, sei ein „Schandbegriff“, gab es zu hören. Eine Drogenhilfeeinrichtung sei keine „Bereicherung“ für einen Stadtteil, sondern eine „Unverschämtheit“. Der Einwand, daß sich auch AlkoholikerInnen und tablettensüchtige Anwohner dort beraten lassen könnten, wurde ignoriert. Denn, so resümierte ein Anwohner die allgemeine Stimmung: „Unserem Stadtteil wird schon genug zugemutet: Zum Beispiel Obdachlosenheime und psychiatrische Praxen“. Elke Spanner