Überseehafen wird zügig trockengelegt

■ Großmarkt kommt an den Hafenkopf / Städtebaulicher Gesamtplan soll her

Das Becken des Überseehafens wird schon sehr bald zugeschüttet, trotz Kritik von Stadtplanern, Grünen und Teilen der SPD, die das Konzept der „Stadt am Fluß“ gefährdet sehen. Die Wirtschaftsförderungsausschüsse der Bürgerschaft stimmten gestern dem Plan des Senats zu und bewilligten 40 Millionen Mark, um zunächst einen Teil des Beckens in eine Gewerbefläche zu verwandeln.

Der Großmarkt, der vom Flughafen auf das neu geschaffene Gelände ziehen soll, wird wie vorgesehen am Kopf des Hafenbeckens angesiedelt, etwa dort, wo heute noch das Hochhaus der Bremer Lagerhaus Gesellschaft steht. Bis zuletzt hatten Stadtplaner und Architekten dafür geworben, die Großmarkthalle weiter nach hinten auf die neue Fläche zu versetzen, um den historischen Speicher XI nicht zu erdrücken.

In der Frage, ob nur ein Drittel oder gleich der ganze Hafen verfüllt werden soll, ließen die Parlamentarier die Zukunft vorerst offen, nicht ohne jedoch einige Vorentscheidungen zu treffen: Der billige Sand aus Jade und Außenweser, die in diesem Sommer vertieft werden, soll ins Hafenbecken gekippt werden. Weil 1,5 Millionen Kubikmeter anfallen, jedoch nur eine Million für die Fläche des Großmarkts gebraucht werden, dürfen die Wasserbauer solange weiterverfüllen, bis der billige Sand verbraucht ist. Der dürfte für etwa die Hälfte des 1,5 Kilometer langen Beckens reichen. Für die zweite Hälfte soll der Senat bis zum Sommer die Finanzierung klären.

Zur Beruhigung der Kritiker beschlossen die Parlamentarier, für 200.000 Mark aus dem Wirtschaftsförder-Etat eine städtebauliche Gesamtplanung für das Areal um den Überseehafen machen zu lassen. Die Grüne Fraktionssprecherin Helga Trüpel hält die ganze Umgebung durch den gestrigen Beschluß für verpfuscht: „Damit ist für den Stadtteil Walle und seine 30.000 Einwohner das Thema Stadt am Fluß weitgehend erledigt“, moniert Trüpel. Die einmalige Chance, hier Wohnen und Arbeiten am Wasser anzusiedeln, sei vertan. Es werde keine Öffnung des Stadtteils zur Weser geben. Die riesige Großmarkthalle werde „wie ein Riegel zwischen Walle und Weser liegen“. jof