Lukratives Präsent für noble Reiter im Grunewald

■ Rechnungshof kritisiert, daß Sportsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) dem Reiterverein Onkel Tom's Hütte 3,5 Millionen Mark Pacht erlassen will. „Unrichtige Rechtsauskünfte“ an Bezirk

Noble Ausritte müssen nicht teuer sein – wenn die vornehmen Sportler vom Staat ordentlich gesponsert werden. Im Falle des Reitervereins Onkel Tom's Hütte befürchtet der Landesrechnungshof einen Schaden von mindestens 3,5 Millionen Mark zu Lasten des Landes. Ungefähr diese Summe wollten Sportsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) und das Bezirksamt Zehlendorf dem Promi-Club aus dem Grunewald schenken, schreiben die FinanzprüferInnen in ihrem neuesten Bericht. Verantwortlich für die ungerechtfertigte Subventionierung sei vor allem die Senatssportverwaltung, die dem Bezirk planmäßig „unrichtige Rechtsauskünfte“ gegeben habe.

Der Streit dreht sich um die Pacht, die der Reitverein für landeseigene Immobilien zahlen soll. Nach Ansicht des Rechnungshofs wären pro Jahr mindestens 155.000 Mark fällig – bei einem Pachtvertrag auf 25 Jahre rund 3,5 Millionen Mark. Der Bezirk ist da lockerer: Er forderte vom Reitverein nach Kündigung des alten Vertrags 1995 eine neue Pacht von 40.000 Mark jährlich. Doch selbst das war der federführenden Sportsenatorin zu viel: 12.500 Mark reichten auch. In diesem Fall kämen die betuchten ReiterInnen mit fünf Pfennig Pacht pro Quadratmeter und Jahr davon.

Der Rechnungshof rügt, daß die Gebäude, darunter eine Gaststätte, bei der Berechnung der Pacht nicht ausreichend berücksichtigt würden. Zwar sei ein Teil der Häuser privat errichtet worden, doch aufgrund der Gesetzeslage könne das Bezirksamt dafür heute Miete verlangen. Der Verein freilich habe nicht die geringste Lust, Pacht für diese Gebäude zu zahlen, erklärt der 2. Vorsitzende Michael Lackowski. Außerdem betreibe sein Club weder eine gewerbliche Pferdepension noch eine lukrative Reitschule. Diese angeblichen wirtschaftlichen Aktivitäten sind für den Rechnungshof eine weitere Begründung für höhere Pachtzahlungen. Auch Lackowski räumt allerdings ein, daß der Club mit einem Umsatz von etwa 1,3 Millionen Mark jährlich kein armer Schlucker sei.

Zehlendorfs Stadträtin für Finanzen, Edeltraud Steuer (Wählergemeinschaft unabhängiger Bürger), steckt seit längerem zwischen Baum und Borke. Zwischen den Rechtsmeinungen der Sportverwaltung, von der gestern keine Stellungnahme zu erhalten war, und des Rechnungshofs kann sie sich nicht entscheiden. Ergebnis: Seit drei Jahren fehlt ein neuer Pachtvertrag – der Reiterverein zahlt „freiwillig“ 3.300 Mark monatlich. Immerhin etwas mehr als in den 30 Jahren zuvor. Damals kostete das über zwei Hektar große Gelände im Monat nur 975 Mark. Hannes Koch