„Liebhaberei gehört dazu“

Die Sonne scheint zum Nulltarif, doch Solaranlagen rechnen sich dennoch nicht – noch sind die Energiepreise zu niedrig  ■ Von Stefan Tomik

„Da oben erwärmt die Sonne das Wasser für unseren Haushalt“, freut sich Kai Voigtländer und zeigt auf das Dach des Neubaus in Schnelsen. Was das Haus der Familie Voigtländer so besonders macht, ist schwarz, flach und genau 6,9 Quadratmeter groß: der Sonnenkollektor.

Die Solaranlage funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Eine „Wärmeträgerflüssigkeit“ wird in die Flachkollektoren auf dem Dach gepumpt und dort von der Sonne erwärmt. Sie fließt anschließend in den aufwendig isolierten Warmwasserspeicher im Keller des Hauses. Dort gibt sie die Energie über einen Wärmetauscher wieder ab – und heizt das Brauchwasser auf. Dann zirkuliert die Flüssigkeit erneut zwischen Kollektoren und Kessel, um auch noch das letzte Quentchen Sonnenenergie auszunutzen. Familie Voigtländer will mit der Anlage mehr als die Hälfte der Energie einsparen, die für die Warmwasserbereitung nötig ist.

„Ein bißchen Liebhaberei gehört schon dazu“, sagt der Familienvater, „denn finanziell wird sich die Anlage nicht rechnen.“ Dafür sind die Energiepreise heute (noch) zu niedrig; erst wenn sie ansteigen, würde die Solaranlage den Geldbeutel entlasten, denn die Sonne scheint immer zum Nulltarif – mit fünf Milliarden Jahren Garantie.

8900 Mark kostet eine Standard-Solaranlage samt Installation bei vielen Hamburger Fachbetrieben. Dafür bekommt man einen Flachkollektor, einen 300-Liter-Warmwasserspeicher, Rohrleitungen, sämtliche Armaturen und die elektronische Steuerungsanlage. „Bis kurz vor Baubeginn war noch nicht klar, ob wir uns das leisten können“, erzählt der Bauherr. Doch dann gab Hamburg 2000 Mark aus Fördermitteln dazu, und die Finanzierung war gesichert.

Der Warmwasserbedarf eines Haushalts ist über das ganze Jahr fast konstant. Von Mai bis September reicht die Sonne meist allein aus, um ihn zu decken, selbst im kühlen Hamburg. Im Winter, wenn die Tage kürzer werden, schaltet sich automatisch und unbemerkt die Heizung zu. Bei Familie Voigtländer ist das ein moderner Brennwertkessel mit besonders hoher Energieausbeute. Denn das Haus ist insgesamt ökologisch durchdacht: alle Außenwände sind hervorragend gedämmt, die Fenster aus Wärmeschutzglas. Damit werden die Anforderungen an ein Niedrig-Energie-Haus erfüllt. Selbst das Regenwasser wird aufgefangen und für Waschmaschine, Toilettenspülung und im Garten verwendet.

Fast 700 Solaranlagen gibt es bereits in Hamburg – mehr als im Bundesdurchschnitt. In Jenfeld versorgt die größte Solaranlage ihrer Art in Norddeutschland 186 Wohnungen mit Warmwasser. Sieben Hamburger Schwimmbäder werden von der Sonne aufgeheizt; sie haben zusammen eine Absorberfläche von circa 7300 Quadratmetern – das ist in Deutschland einmalig. Ermutigende Zahlen: Durch Solarthermie spart Hamburg pro Jahr etwa 5300 Megawattstunden Energie, das entspricht 600.000 Litern Heizöl.