Kutips zum Wochenend

Ganz Bremen schämt sich. Und schuld ist wieder mal Radio Bremen. Weil, die haben doch letztes Wochenende für die große Mutter ARD diese superdoofe Schlagerparty organisiert. Muß doch die ganze Nation denken: Bei den Bremern macht's Piep-piep-piep im Hirnkasten. Aber am Sonntag von 22.05 bis 22.50 können wir uns rehabilitieren. Radio Bremen zeigt seinen Sinn für's Ernsthafte. „Unter deutschen Dächern“ macht „Beobachtungen bei einer Dorffeuerwehr“. Geil. Richtiggehend reißerisch die Presse-Info: „Sie werden mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt oder verpassen zum wiederholten Male ihre Lieblingsserie.“ Lauter Psychodramen! Aber keine Sorge. Ein bißchen Reality-TV mit handfesteren Unglücken (Autounfälle, Kellerüberschwemmungen) gibt es auch.

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Sie und wir sind keine Feuerwehrmänner, müssen nicht pausenlos das Telefon beäugen um den einen, entscheiden Notruf zügig entgegenzunehmen. Deshalb können Sie sich entspannt am Pfingstsonntag um 18h, kurz nach der Pfingserleuchtung, ins Haus am Walde. Dort spielen „Four on the floor“ den Blues. Der richtige Ort, um Ihre gefährliche Pfingsteuphorie wieder loszuwerden, Ihre Stimmung auf die gewohnte, verdauungsfördernde Melancholie herunterzupegeln. Wer weiß, vielleicht schwimmen Sie sonst über den Kanal nach England, kaufen die neue „Modern Talking“-CD oder lassen sich doch noch scheiden? Vor der bluesigen Abkühlung aber nutzen Sie Ihre biblische Hochstimmung noch aus. Zum Beispiel am Samstag ab 23 h in der 70er Jahre Party im „Modernes“ – verschafft selige Erinnerungen an „Amarillo“, „Flashdance“ oder „Dancing Queen“. Oder Sie erinnern sich das politische Engagement einstiger Studietage und besuchen (Sonntag, 12h) die Eröffnung einer Fotoausstellung über den Iran.

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Begeisterung auf dem Fußballplatz ist ihm nicht fremd. Doch weil er die ganz lebensnah total global lokal nur auf Borussia Dortmunds Wiesen verspürt, sind es wohl eher seine boshaften Affekte, die „unseren Wiglaf“ Droste dazu animierten, pünktlich zur WM Besinnliches zum Thema Fußball auf den Markt zu werfen. Jetzt in jeder guten Buchhandlung erhältlich: Wiglaf Droste/Rattelschneck, In welchem Pott schläft Gott (Nautilus Verlag). Und wer das echte Wir-Gefühl kurz vor der WM nochmals schamlos auskosten möchte, dem sei hiermit das Droste-life-Erlebnis angeraten: Die Schlachthof-Lesung am Pfingstmontag, 20.30 Uhr in der Kesselhalle. Vielleicht sind Sie aber schon in dem Alter, in dem man lieber über Stephan Wald ablacht ( Vegesacker KITO, Sa, So, jeweils 20 h) taz