Unterm Strich

In den „Kampf um Kafka“ (taz vom 23.5.) hat sich jetzt auch das deutsche PEN-Zentrum (Ost) mit einem Brief an die Mitglieder der British Akademy und die Oxforder Bodleian Library eingeschaltet. Das PEN-Zentrum schließt sich dem Appell von Louis Begley und Harold Bloom an, den Herausgebern der Kafka-Ausgabe im Frankfurter Stroemfeld Verlag, die Faksimilierung der in der Oxforder Bibliothek lagernden Kafka-Handschriften zu erlauben. Wer immer für die Aufbewahrung der Manuskripte verantwortlich sei, schreibt der PEN, solle im Geiste wissenschaftlicher Fairneß handeln und den freien Zugang zu Kulturgütern gewährleisten, vor allem wenn es sich um den wichtigsten Autor unseres Jahrhunderts handle. Gleichzeitig mit dem PEN-Appell hat sich Stroemfeld-Chef K. D. Wolff noch einmal an die Kafka-Erbinnen gewandt und tritt unter anderem Verdächtigungen entgegen, der Stroemfeld Verlag vertrete totalitäre Positionen. Als Bundesvorsitzender des SDS habe er, Wolff, Demonstrationen sowohl gegen die sowjetische Invasion in Prag als auch gegen den Vietnam-Krieg organisiert. Das habe ihm Einreiseverbote in die DDR und die USA eingebracht.

Die Europäische Union will bis September eine verbindliche Finanzierungszusage für die Europäische Kulturstadt Weimar 1999 geben. Das teilte Thüringens Kulturminister Gerd Schuchardt (SPD) mit und berief sich dabei auf eine Zusicherung des EU-Generaldirektors Styridon Pappas. Grundlage für die EU-Gelder werde eine Projektliste sein, die gemeinsam vom Ministerium, der Stadt Weimar und der Weimar '99 GmbH erstellt werden soll. Die bisherigen europäischen Kulturstädte hatten von der EU etwa 600.000 Ecu erhalten. Da würde sich auch Weimar freuen.

Alle Berliner, die gern am Paul-Lincke-Ufer in der Sonne sitzen und Milchkaffee trinken, sollten unbedingt folgendes wissen: Die Staatsbibliothek zu Berlin hat den Nachlaß des Berliner Komponisten Paul Lincke (1866–1946) erworben. Das Werkarchiv ist ungewöhnlich vollständig und in vorzüglichem Zustand. Zu dem Nachlaß gehören autographe Partituren der Lincke-Werke und Eigenschriften der vom Komponisten hergestellten Klavierauszüge und Klavierfassungen sowie Orchestermaterialien, Arrangements der Werke anderer Komponisten und Skizzenmaterial.