■ Interview
: „Wir stehen direkt vor einer Katastrophe“

taz: Welches sind Ihre politischen Ziele?

Slavko Perović: Momir Bulatović ist für ein Jugoslawien, in dem Slobodan Milošević das Sagen hat. Präsident Milo Djukanović ist zwar auch für eine Föderation, aber ohne Milošević. Wir dagegen setzen uns für ein unabhängiges Montenegro ein, doch ausschließlich mit friedlichen Mitteln. Erst wenn in Montenegro demokratische Verhältnisse herrschen, soll ein Referendum entscheiden, ob sie für den Bundesstaat oder ein selbständiges Montenegro ist.

Warum sind Sie für ein unabhängiges Montenegro?

Diese Quasiföderation hat die Beziehungen zwischen Serben und Montenegrinern verschlechtert. Die Kampagne, die Belgrad gegen Djukanović führt, ist wahnsinnig. Doch die Verteidigungsmethoden Djukanović' sind auch nicht anders. Wir stehen unmittelbar vor einer echten Katastrophe. In Serbien gibt es keine Kraft, die sich Milošević' widersetzen könnte. Es kann noch ein Jahrzehnt vergehen, bis Serbien bereit wird, für Demokratie zu kämpfen. Die relevante serbische Opposition war genauso in das kriegerische Projekt Großserbien involviert wie das Regime. Montenegro kann sich allein viel schneller entfalten. Bei einer Trennung würden wir selbstverständlich alle Interessen Serbiens berücksichtigen.

Warum setzten Sie sich nicht für eine Demokratisierung im ganzen Bundesstaat ein?

Dieses Jugoslawien ist der Garant für das Überleben des kommunistischen Systems, sowohl in Serbien als auch in Montenegro. Wir glauben, daß man diesen Bundesstaat nicht reformieren kann, daß Montenegro und Serbien nur selbständig eine bürgerliche Demokratie und Marktwirtschaft aufbauen können. Im gemeinsamen Staat verhindern das die ständigen Spannungen und Machtkämpfe. Serbien muß sich endlich mit sich selbst beschäftigen.

Werden Sie sich ganz aus dem Machtkampf zwischen Djukanović und Bulatović heraushalten?

Wir begrüßen die außenpolitischen Bemühungen Djukanović', obwohl wir nicht vergessen haben, daß Bulatović und Djukanović lange gemeinsam in Montenegro geherrscht haben, und zwar unter der Obhut Milošević'. Djukanović' Wende war nicht freiwillig. Trotzdem betrachten wir ihn in dieser Situation als einen natürlichen, notwendigen Verbündeten. Interview: Andrej Ivanji