Soundcheck

Gehört: Ahmad Jamal. Hoher Besuch in der Fabrik. Aber kein Maestro mit demütigem Gefolge, sondern eine schillernd besetzte working group. Wenig Inszenierung, kaum ein vorhersehbarer Ablauf und schon gar keine Langeweile. Statt dessen das Heraufbeschwören musikalischer Essenzen, das Schichten von Rhythmen. Dieses Spiel mit der Jazz-Historie handelt von der materiellen Beschaffenheit der Musik: Das ist Ahmad Jamals Domäne, da wird er eins mit dem Klavier. Steeldrummer Othello Molineaux folgt ihm auf dem Fuß, ist als Solist und flankierender Rhythmiker oft beinahe gleichauf. Auch Idris Muhammad und James Cammack agieren im Epizentrum; abgebrühter Bewegungsmelder am Schlagzeug der eine, elastische Stütze und gleichsam zweite linke Hand für Jamal der andere. Cammacks einziges Solo gerät zum furiosen Alleingang, auf dem der Bassist sein wildgewordenes Instrument gerade nochmal gebändigt bekommt. Nach zwei Stunden Praxis ist erwiesen, daß Jamal einen ganz wunderbar um den Finger gewickelt hat. Aber wie er das genau anstellt, bleibt sein Geheimnis – auch wenn man die behende Beweisführung von der Empore aus genauestens studieren konnte. Es hat eine Menge mit Selbstbewußtsein, Stolz und Eleganz zu tun.

Andreas Schäfler

Heute abend: Tilman Rossmy. Ja, den gibt's noch. Je doller die Kritiker auf ihm herumgehackt haben, desto mehr fühlte sich Tilman Rossmy bestätigt. Seiner Persönlichkeit mag das geholfen haben, der Musik hat es eher geschadet. Über die letzten Solo-Alben wurden seine Lieder immer nichtssagender. Zum Glück gibt es bald wieder Die Regierung. Mit der hatte Rossmy einst – kein Scheiß – die beste Rockmusik in deutscher Sprache gespielt. cbu

21 Uhr, Knust