"Kein Zuschuß zu Baukosten"

■ Forderung der Flughafen-Investoren nach weiteren Zuschüssen zum Ausbau von Schönefeld werde der Senat nicht akzeptieren, meint Ehrhart Körting, SPD-Justizsenator und Flughafen-Aufsichtsrat

taz: Der Staat soll sich entgegen früherer Ankündigungen nun doch an der Finanzierung des Flughafens Schönefeld beteiligen, meint Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU). Wieviel ist Berlin der neue Hauptstadt-Airport denn wert?

Ehrhart Körting: Das jetzige System mit seinen drei Flughäfen ist unpraktisch, umweltbelastend und unwirtschaftlich. Außerdem kann Berlin seine Chance als Dienstleistungsmetropole nur dann wahren, wenn es einen großen internationalen Flughafen hat.

Soll das Land über die heutigen Schulden der Flughafenholding von rund 730 Milliarden Mark hinaus öffentliche Mittel bereitstellen?

Wegen der zu erhoffenden positiven Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben Berlin und Brandenburg ein massives Interesse am Ausbau. Deshalb halte ich es für diskutabel, daß sich die beiden Länder an den Infrastrukturkosten des Flughafens beteiligen, zum Beispiel der Straßen- und Schienenanbindung. Es gibt weltweit keine Beispiele für Flughäfen, die ausschließlich von privaten Investoren finanziert werden.

Das Land soll sich keinesfalls über Schulden und Verkehrsinfrastruktur hinaus auch an den Baukosten beteiligen?

Dafür sehe ich keine Notwendigkeit.

Von den Bewerberfirmen ist zu hören, daß sie öffentliche Zuschüsse von zwei bis drei Milliarden Mark haben wollen. Kann Berlin als Mitbesitzer der Flughafenholding denn bis zu einer Milliarde Mark aufbringen?

Ich kenne diese Wünsche nicht. Die Bewerber wollen natürlich soviel Geld wie möglich. Klappern gehört zum Handwerk. Aber wir werden versuchen, das auf Null herunterzuschrauben.

Wie wahrscheinlich ist es, daß zusätzliche Passagiersteuern die Finanzierung gewährleisten?

Bürgermeister Diepgen kann sich das nicht vorstellen, in Brandenburg werden andere Meinungen vertreten. Wenn man über Nutzungsentgelte einen modernen Flughafen mitfinanziert und damit zugleich das Risiko für Berlin und Brandenburg verringert, könnte das ein vernünftiger Weg sein. International ist es nicht völlig unüblich, Nutzungsentgelte zu erheben.

Befürchten Sie, daß vor dem Hintergrund schwieriger Finanzierung der Beschluß, Schönefeld zum einzigen Hauptstadtflughafen auszubauen, nochmals grundsätzlich in Frage gestellt wird?

Das glaube ich nicht. Es gibt keine realistische Alternative für den Single-Standort Schönefeld. Interview: Barbara Junge

und Hannes Koch