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Recyclingtechnik auf Expansionskurs

■ Was machen eigentlich die Unternehmen, die der NAX empfiehlt? Der nowrwegische Konzern Tomra stellt Flaschenrücknahmegeräte her

Trondheim (taz) – „Müssen ,wir‘ wirklich groß werden?“ fragte die norwegische Tageszeitung Dagbladet jüngst im Zusammenhang mit der Expansion norwegischer Firmen ins Ausland. Tenor: Erfolg im Ausland werde „auf Unterdrückung und Ausbeutung im Inland gegründet“. Kurz darauf verteidigte der Manager Ove Gusevik die im Ausland aktiven norwegischen Firmen, in erster Linie das Unternehmen Tomra, das zwar klar auf Expansion setze, aber „auf keinen Fall die einheimische Bevölkerung ausbeutet“.

Tomra gilt nicht nur in Norwegen als ökologischer Vorzeigebetrieb, der 1972 als Familienunternehmen gegründete Konzern steht auch auf der Natur-Aktien-Index- Liste (NAX) der ökologisch vertretbaren Geldanlagen – mit ständiger Kaufempfehlung des Instituts Öko-Invest.

Tomra stellt Geräte her, die sowohl Pfandflaschen und -dosen als auch Einwegflaschen aus Plastik, Glas und Aluminium annehmen. Sie erkennen lasergesteuert am Barcode, ob die Flasche wiederverwertet oder recycelt wird. Entsprechend wird sie automatisch in den richtigen Kasten sortiert, der Kunde bekommt die Pfandsumme ausgerechnet und -gezahlt.

Europaweit hält Tomra einen Marktanteil von 95 Prozent, rund 70 Prozent des Umsatzes entfallen dort auf Verkäufe und Leasingeinnahmen, 30 Prozent auf Serviceleistungen. Weltweit stammten 80 Prozent der bis Ende letzten Jahres installierten Rücknahmegeräte von Tomra, bei Neuinstallationen erreicht das Unternehmen einen Anteil von 90 Prozent.

Seit 1994 ist Tomra auf Rekordkurs. Damals stieg der Maschinenverkauf um 68 Prozent. Der Umsatz betrug 54,6 Millionen Dollar, Ende des vergangenen Jahres lag er schon bei über 170 Millionen Dollar. 57 Prozent davon entfielen auf Nordamerika. Seit Februar laufen Gespräche mit der US-amerikanischen Wise Recycling. Ziel: deren Geschäfte an der Westküste zu übernehmen.

Da Pfandbehälter in Kalifornien bislang beinahe ausschließlich manuell entgegengenommen werden, sieht Tomra dort erhebliches Expansionspotential. Zugleich hätte der Konzern ein Standbein in den „Non-deposit“-Staaten Colorado, Washington, New Mexico und Hawai.

Auch von seinen Beschäftigten erwartet der Konzern einen entsprechenden Einsatz. Neben den üblichen erwünschten Eigenschaften setzt er die core values voraus: Integrität, Innovation, persönliche Initiative, Kampfgeist und Enthusiasmus.

„Wir wollen die Nummer eins werden“, heißt es auf den Internetseiten, und zur Durchsetzung des großen Ziels scheint die Firma zu allem bereit: Einem Bericht der größten norwegischen Zeitschrift für den Einzelhandel, Dagligvarehandel, zufolge soll Tomra von Ladenketten vier Millionen Kronen verlangt haben, um bereits aufgestellte Automaten so umzuprogrammieren, daß sie einen neuen Flaschentyp erkennen können. Dabei sind die Maschinen selbstprogrammierend. Zudem verlange Tomra „Monopolpreise“.

Offizielle Stellen sehen keine Gefahr durch die faktische Monopolstellung. Als Tomra den größten Konkurrenten, die norwegische Firma Halton, schluckte, sah das zuständige Kartellamt keinen Grund, einzugreifen. Der gesellschaftliche Gewinn, so die Begründung, sei höher als die Möglichkeit des Unternehmens, „negative Macht auf dem Markt“ auszuüben. Die Proteste von Anne-Grete Ellingsen, Direktorin der Hauptorganisation der Handels- und Servicewirtschaft, nutzten nichts. Elke Wittich

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