Bremer Radwege sind untauglich

■ Ein Großteil entspricht nicht den Anforderungen der StVO

Noch hat Bremen 650 Kilometer offiziell ausgewiesene Radwege. Das wird sich ab Oktober drastisch verringern. Die Wege werden zwar nicht verschwinden. Nach der geänderten Straßenverkehrsordnung (StVO) dürfen sie aber nicht mehr als Radwege ausgewiesen werden, da sie nicht den neuen Anforderungen entsprechen. Nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) sind in der Hansestadt fast alle Radwege zu schmal und viele in schlechtem Zustand.

Geändert wurde die StVO zum September 1997. Darin sind qualitative Grundanforderungen, wie etwa die Breite von Radwegen, festgeschrieben. Abgesehen von Sonderfällen muß diese 1,5 Meter betragen. Das stellt nun aber die Bremer Baubehörde vor erhebliche Probleme. „Im Moment sind wir noch dabei, die ganzen Radwege zu bewerten“, sagt Thomas Wedrich, Sprecher des Bauressorts. Dementsprechend sind auch die Kosten für die Änderungen noch unklar. Klar ist bisher offenbar nur eins: „Bis Oktober werden wir nicht fertig. Wir wollen bei der Bund-Länder-Kommission eine Fristverlängerung beantragen“, so Wedrich. Er führt die Verzögerung auf den Gesetzgeber zurück. Demnach waren die umfangreichen Probleme in einer Großstadt wie Bremen zeitlich nicht zu bewältigen.

Das wird jetzt dazu führen, daß die Radwege nicht etwa verbessert, sondern einfach nicht mehr per Schild als solche ausgewiesen werden. Damit entfällt für RadfahrerInnen die Nutzungspflicht, und sie können auch ungestraft die Straße benutzen. Das erhöht aber nicht gerade den Komfort oder die Sicherheit beim Radfahren. „Darum werden wir zunächst die kritischen Stellen verbessern“, so Wedrich.

Wo diese kritischen Stellen zu finden sind, das könnte der ADFC beantworten. „Eigentlich sollte es auch eine Planungsgruppe geben, der wir angehören sollten“, sagt Dieter König vom ADFC. „Eine Einladung haben wir bis heute nicht bekommen.“ Nach seinen Angaben schaufelt sich die Behörde zudem weiterhin das eigene Radwege-Grab. „In der Hemelinger Marsch werden zur Zeit Wege angelegt, die nur 1,2 Meter breit sind. Das macht deutlich, daß in Bremen ganz einfach der Wille fehlt, sich mit den Problemen der Radfahrer auseinanderzusetzen.“ Für ihn ein klares Resultat der Vergangenheit: „Es gab bisher die Benutzungspflicht für Radwege, darum konnte man den Zustand verwahrlosen lassen. Dann kam die fast revolutionäre Änderung in der StVO, und die verschlafene Verwaltung hatte ein Problem.“ Jeti