Press-Schlag: Bayern kann kommen
■ Der SC Freiburg steigt neben Frankfurt und Nürnberg in die erste Bundesliga auf
Freiburg (dpa/taz) – Ganz als kühler Fußball-Pädagoge präsentierte sich Volker Finke, nachdem sein SC Freiburg 4:1 bei der SG Wattenscheid gewonnen und – ebenso wie der 1. FC Nürnberg mit seinem 1:1 bei den Stuttgarter Kickers – den Aufstieg in die 1. Bundesliga perfekt gemacht hatte. „Das ist eine riesige Freude für uns, obwohl ich das nicht überbewerten will“, sagte der Trainer, „denn ich bin wirklich schon oft aufgestiegen.“ Nüchterne Worte für das zweite Freiburger „Wunder“ nach dem Aufstieg in die Bundesliga vor fünf Jahren mit Teilnahme am Uefa-Cup (1996) als Krönung. Mit einer namenlosen Multikulti-Truppe schaffte Finke nach dem Abstieg die direkte Rückkehr in die Erstklassigkeit. „Wir sind mit 17 neuen Spielern in die Saison gegangen und haben gedacht, erst in zwei Jahren unser Ziel zu erreichen. Das ist schon sensationell, daß wir das nach einem Jahr geschafft haben.“
Der Traum vom Aufstieg hatte schon in der Abstiegssaison begonnen, als Finke an einer rundum erneuerten Mannschaft bastelte. Bei einem bescheidenen Etat von 15 Millionen Mark blieben nur die routinierten Korell, Kohl, Wassmer, Buric und Frontzeck im Kader. „Das war für mich die schwierigste Saison in Freiburg“, sagte Finke im Rückblick. 14 Neuzugänge holte er zu Beginn, die georgischen Nationalspieler Iaschwili und Kobiaschwili stießen während der Runde dazu. Mit dem Weitblick, die Integration bewältigen zu müssen, verpflichtete Finke die Spieler im Doppelpack: zwei aus Tunesien, zwei aus Mali, zwei aus Lübeck, zwei aus Erfurt, zwei aus Georgien. Immer wieder versuchte Finke zu vermitteln, daß Freiburg eigentlich kein Bundesliga-Standort sei, daß der Sport- Club gar nicht umhinkomme, das Projekt Aufstieg mit einer Verjüngungskur und Spielern anzugehen, deren Namen in der Stadt vor der Saison noch keiner kannte. Der Trainer sah den Aufstieg deshalb vor allem als Bestätigung für sein „Arbeitskonzept“.
Der Kader soll in der nächsten Saison gehalten und mit vier Neuzugängen verstärkt werden. „Drei sind schon sicher“, sagte Finke, ohne Namen nennen zu wollen. Einig ist sich Freiburg mit Lars Hermel vom FSV Zwickau. Daß Richard Golz vom Hamburger SV an die Dreisam wechselt, ist wahrscheinlich. Der Wattenscheider Marcus Feinbier und Carsten Baumann vom 1. FC Köln werden ebenfalls mit dem SC in Verbindung gebracht. Zerschlagen hat sich dagegen ein Wechsel von Torben Hoffmann zum VfL Wolfsburg: „Ich bleibe in Freiburg. Jetzt können die Bayern wieder kommen.“ Thilo Knott
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