Bosnische Kroaten spalten sich in zwei Lager

■ Gemäßigte wollen Mitte Juni Partei gründen. Kroatiens Präsident hofft auf besseres Image

Wien (taz) – Parteispaltungen sind in Bosnien nichts Neues. Nun haben sich auch die bislang politisch homogenen Kroaten in zwei verfeindete Lager gespalten. In den bosnischen Tageszeitungen ist der Austritt des stellvertretenden bosnischen Staatspräsidenten Kresimir Zubak und seiner engsten Vertrauten aus der nationalistisch orientierten „Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft“ (HDZ) das beherrschende Thema.

Mit der Ankündigung, am 14. Juni eine neue Partei zu gründen, vollzieht sich auf kroatischer Seite, was bei den muslimischen Bosniaken und den bosnischen Serben längst Realtiät ist. In Sarajevo konkurrieren zwei Parteien, die „Demokratische Aktion“ von Staatspräsident Alija Izetbegović und die „Partei für ein vereintes Bosnien“ des populären Ex-Premiers Haris Silajdžić um die politische Macht. Bei den Serben bekämpfen sich Hardliner um den gesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher Radovan Karadžić mit Reformkräften um Milorad Dodik.

Während die Karadžić-Clique die Region um Pale beherrscht, hat Dodik in Banja Luka das politische Sagen. Eine ähnliche regionale Machtaufsplittung könnte bei den Kroaten erfolgen, da Zubak den Sitz der Partei von Mostar nach Sarajevo verlegen möchte. Nicht mehr die territoriale Abtrennung der informellen Region Herceg mit der „Hauptstadt“ Mostar und ein Anschluß ans Mutterland Kroatien sollen im Vordergrund stehen, sondern der Kampf um „ein souveränes Bosnien nach den Prinzipien von Dayton“.

Was sich hinter dieser Parole wirklich verbirgt, wird sich zeigen, Parallelen zur Entwicklung bei den bosnischen Serben sind jedoch offenkundig. Genauso wie dem Regime in Belgrad unter Präsident Slobodan Milošević klar wurde, daß ein bosnischer Statthalter wie Radovan Karadžić mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Dayton für das „Serbentum“ untragbar wurde, so erkannte nun Zagreb, daß Kroatien die Integration in EU und Nato so lange verwehrt wird, wie in Mostar kroatische Nationalisten die Umsetzung des Dayton-Abkommens blockieren. Kroatiens Präsident Franjo Tudjman versucht nun mit Hilfe von Zubaks gemäßigteren, bosnischen HDZ-Ablegern, ein neues Image zu kreieren. So ist auch der Name der Partei folgerichtig: „Kroatische Demokratische Gemeinschaft für Bosnien-Herzegowina“ (HDZ-BiH). Karl Gersuny