Schlangenlinien auf der Avus

■ Am Sonntag startet wieder die traditionelle Fahrradsternfahrt zum Brandenburger Tor. Wie jedes Jahr wird für eine "Wende in der Verkehrspolitik", für Velorouten und den Modal Split geradelt

Die Wiedergewinnung der Stadt durch die BewohnerInnen geht voran: Nahtlos an die „Innenstadtaktionstage“ schließt am Sonntag die „Rückeroberung der Straßen“ an. Das zumindest propagieren Grüne Liga und der ADFC für die 22. Fahrradsternfahrt. Wie in den vergangenen Jahren werden etwa 25.000 Radler erwartet, die quer durch die Stadt fahren und sich am Brandenburger Tor zum abschließenden Ökomarkt treffen. Selbst an die Lastenradler ist diesmal gedacht: Beim „ZweiPlusZwei-Anhängertreffen“ auf der Avus (Anschlußstelle Hüttenweg) treffen sich all diejenigen, die nicht nur ihren Drahtesel, sondern auch ihren Anhänger per pedales bewegen müssen.

Die Veranstaltung unter dem Motto „Mobilität: ökonomisch sinnvoll – sozial gerecht – ökologisch verträglich“ soll den Radlern nicht nur Gelegenheit geben, einmal ungestraft auf der Avus Schlangenlinien zu fahren. Es geht auch um eine Wende in der Verkehrspolitik, weil „nach wie vor der Individualverkehr eine der Hauptursachen von Umwelt- und Lärmbelästigungen ist“, wie die Grüne Liga erklärte. Dennoch werde das vom Senat angepeilte Ziel von einem Verhältnis von 80:20 von öffentlichem Personennahverkehr zu Autoverkehr durch Preissteigerungen bei der BVG in weite Ferne gerückt.

Auch der ADFC erhebt verkehrspolitische Forderungen. Noch immer gebe es keinen Haushaltsposten für den Fahrradverkehr. Trotz der Zusage, den Radverkehr von nunmehr 6 auf 15 bis 20 Prozent Anteil am Gesamtverkehr zu erhöhen, „wird das Gegenteil getan“, monierte ADFC-Sprecher Benno Koch: „Das 660 Kilometer umfassende Veloroutennetz wird nicht umgesetzt, die Chancen der StVO-Novelle auf Fahrradstraßen werden nicht umgesetzt, und der letzte Mitarbeiter der Verkehrsverwaltung für Fahrradverkehr wurde von seinen Aufgaben entbunden.“ bpo