■ Bonn apart
: Von Ossis, deutscher Sprache und Hauser

Was das soll? Das haben wir uns auch gefragt am Mittwoch dieser Woche. Wir waren gerade mal nicht damit beschäftigt, uns auszumalen, wie fröhlich der gerade erst abgelöste Regierungssprecher Hausmann sein muß, wie schadenfroh er möglicherweise ist – was ihm zu gönnen wäre –, wie verkannt er sich fühlen darf, weil sich herausgestellt hat, daß ein verschwiegener Regierungssprecher viel besser als ein auskunftsfreudiger ist. Und erst recht dachten wir nicht an den neuen Regierungssprecher, womöglich, wie er selbstzufrieden in seinem Arbeitszimmer, dem Trainingscamp für den Bundestagswahlkampf, steht und vor sich hin sagt: „Ossi: Platz!“, „Ossi: Sitz!“, „Ossi, hol 's Stöckchen!“.

Wir saßen nämlich vor dem Fernseher und sahen die ersten Bilder von der ICE-Katastrophe bei Eschede. Ausnahmsweise guckten wir mal n-tv, wie das so ist, wenn gerade nirgendwo anders Nachrichten laufen. Gerade hatte der Reporter verbreitet, es habe ihm jemand gesagt, die Rettungsarbeiten seien noch in vollem Gange, da fiel unser Blick auf den unteren Rand des Bildschirms. Die aktuellen Börsenkurse. Na gut, das Leben geht weiter. Deshalb dachten wir auch wieder an den neuen Regierungssprecher und fragten uns: Wie hoch dessen Kurs wohl gerade sein mag?

Am nächsten Morgen dachten wir erst mal wieder nicht an den neuen Regierungssprecher. Also etwa daran, wie er jetzt gerade vor dem Spiegel steht, und vor sich hin sagt: „Ich bin euch über. Ich werd's euch zeigen – euch Ossis.“ In den Aufmachern der Zeitungen war ja nur von dem ICE- Unglück die Rede.

Später mußten wir doch wieder an ihn denken, weil die Börse und die Nachrichtenlage, so kaltblütig das auch sein mag, eben immer weitergehen. Wir hörten, wie er dem englischsprachigen Dienst der Deutschen Welle ein Interview in englischer Sprache mit der Begründung verweigerte: „Ich bin deutscher Regierungssprecher. Und der spricht deutsch.“ Inzwischen waren die ICE der 1. Generation aus dem Verkehr gezogen worden. Das ließ uns wieder an Hauser denken. Hat der nicht auch ein Rad ab? Markus Franz