Keine Sonne über Ochsenzoll

Nach 13 Jahren verläßt Torhüter Richard Golz den Hamburger SV. Warum „Richie“ nie so recht zum HSV paßte, verraten er selbst und  ■ Clemens Gerlach

Mittendrin hatte Richard Golz (30) schon an Rücktritt gedacht. Vom neuen HSV-Trainer Frank Pagelsdorf wurde der mit 199 Zentimetern längste Bundesligaspieler gleich zweimal zum Ersatzkeeper degradiert. Wechsel ins Ausland scheiterten, weil der Verein anderthalb Millionen Mark für den dienstältesten HSV-Profi verlangte.

Doch Golz, seit 1985 in Hamburg, hielt durch, auch nach dem 0:3 in München. Bei seinem einzigen Pflichtspieleinsatz dieser Saison kassierte er das flotteste Erstligator aller Zeiten. Nach 13 Jahren beim und 273 Bundesligaspielen für den HSV versucht der gebürtige Berliner nun in Freiburg einen Neuanfang. Dem Oberhaus-Rücckehrer, der rund 600.000 Mark Ablöse zahlt, ist der Abiturient nicht „zu intelligent“, wie Sport-Bild jüngst bei den HSV-Fans feststellte. Daß die Springer-Gazette ausnahmsweise mal recht hat, belegt die folgende Sammlung von Golz-Zitaten.

Über Vorgesetzte

„Ich gehe davon aus, daß es in Kürze mit dem Trainer ein Gespräch geben wird. Jedenfalls habe ich davon gelesen.“ (ob er bereits mit Neu-Coach Pagelsdorf gesprochen habe, der Golz schon vor dem ersten Training „mangelnde Selbstkritik“ vorgeworfen hatte)

„Ich glaube nicht, daß sofort die Sonne über Ochsenzoll scheint, wenn Uwe Seeler Präsident wird.“ (über das HSV-Idol)

Über die Stein-Zeit

„Der Uli hat inzwischen eingesehen, daß es für mich auf der Bank zu langweilig wird. Deshalb ist er rausgegangen.“ (als der damalige Stammkeeper Uli Stein die rote Karte gesehen hatte und Golz endlich mal spielen durfte)

„Ich hätte auch noch einige Tore schießen müssen.“ (als Stein zurückkehrte und Golz trotz guter Leistungen wieder weichen mußte)

Über werte Kollegen

„Sergej Kirjakow.“ (auf die Frage nach seinem Lieblings-Schauspieler; der ehemalige KSC- und künftige HSV-Stürmer ist als notorischer Elferschinder verschrien)

„Zur Not beiße ich ihm eben ein Ohr ab. Das macht man jetzt so.“ (über seinen Torwart-Kollegen Sascha Ilic; kurz zuvor hatte Boxprofi Tyson seinen Kontrahenten Holyfield teilamputiert)

Über das Geld

„Ich habe einen Kredit aufgenommen. Die Zinsen sind derzeit so günstig.“ (zum Vorwurf, seine Fehler hätten den HSV Millionen gekostet)

„Wir müssen ja unsere Sponsoren unterhalten.“ (über die Lust auf den Besuch des Münchner Oktoberfestes nach einem Spiel beim FC Bayern)

Über die Fans

„Die Leute haben Eintritt bezahlt. Sie können machen, was sie wollen, solange sie niemanden verprügeln.“ (über die Pfiffe und Verhöhnungen der HSV-Fans gegen Golz)

„Wieso sollte ich? Ich trage doch schon ein Pauli-Tattoo über dem Herzen.“ (über das Gerücht, er habe einen Aufkleber des Lokalrivalen FC St. Pauli an seinem Auto kleben)

Über das Leben

„Sterben.“ (über seine Pläne nach dem Fußball)