20 Jahre autonomes Frauenhaus
: Zuflucht für Frauen in Frauenhäusern

■ Weniger Frauen suchen Unterschlupf, immer mehr wollen nur beraten werden

Oldenburg. Seit rund zwei Jahrzehnten haben körperlich mißhandelte und seelisch gequälte Frauen in Niedersachsen eine Adresse und finden Zuflucht: Frauenhäuser. 41 gibt es inzwischen im Land. Als eines der ältesten feierte am Wochenende das Oldenburger „Autonome Frauenhaus“ sein zwanzigjähriges Bestehen.

Mit seinen zwölf Plätzen hat es nach Angaben der Organisatoren seit der Gründung etwa 1.600 Frauen und ebensovielen Kindern Zuflucht in schweren häuslichen und familiären Konfliktlagen gegeben. Den Schutz vor Nachstellungen nahmen die Frauen dabei unterschiedlich lange in Anspruch: von einem Tag bis –in Einzelfällen- zu einem Jahr. Im Durchschnitt vier bis fünf Tage bleiben Schutzsuchende, die wieder zu einem Partner zurückkehren. Sie stellen etwa ein Drittel aller beherbergten Frauen. Zwei Drittel trennen sich nach der Flucht vor prügelnden und auf andere Weise gewalttätigen Männern. Sie bleiben eher zwischen zwei und drei Monaten in der Obhut des Frauenhauses.

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist in den vergangenen Jahren allerdings zurückgegangen, berichtet die Sprecherin des Autonomen Frauenhauses, Frauke Niemann-Buati. Ursache sei ein Mangel an Wohnungen für Frauen gewesen, die in der Mehrzahl mit Sozialhilfegeld auskommen müssen. Die Lage habe sich jedoch in den vergangenen Jahren entspannt. Das Angebot auf dem Wohnungsmarkt sei größer und das Management bei der Zuteilung der Wohnungen effektiver geworden.

Diese Erfahrung bestätigt auch die Leiterin des zweiten, vor 19 Jahren eingerichteten Frauenhauses der Arbeiterwohlfahrt in Oldenburg, Imka Arndt. Die 18 Plätze ihres Hauses wurden in den vergangenen zwei Jahren weniger in Anspruch genommen als zuvor.

Spürbar zugenommen hat nach ihren Beobachtungen im selben Zeitraum dagegen die Zahl von Frauen, die in Konfliktsituationen Rat bei den erfahrenen Mitarbeiterinnen des Frauenhauses suchen. Ursache für diese Entwicklung ist nach Ansicht von Arndt eine „zunehmende Angst“ unter Frauen, nach einer Trennung „finanziell nicht mehr klarzukommen“. Darin spiegele sich möglicherweise eine allgemein gewachsenen Furcht vor Arbeitslosigkeit und sozialem Absturz.

Mit 41 Frauenhäusern – davon 14 im Regierungsbezirk Weser-Ems – existiert nach Ansicht des Niedersächsischen Frauenministeriums gegenwärtig ein flächendeckendes Netz von Zufluchtsstätten. In Celle, Hannover und Oldenburg gibt es jeweils zwei Häuser. Insgesamt haben sie Platz für 436 Frauen und 235 Kinder. Getragen werden die Schutzhäuser von Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, Kommunen und Vereinen. Zur Finanzierung steuerte das Land Niedersachsen im vergangenen Jahr rund vier Millionen Mark bei. Das ist nach Angaben der Beteiligten etwas weniger als die Hälfte der Gesamtkosten. Zuschüsse kommen außerdem von den Kommunen, aus Bußgeldern und Spenden.

Manfred Protze, dpa