Sind Sie beschäftigt?
: „Ich bin mehr so ein Paradiestyp“

■ Der Beamte Eugen B. würde gerne seine Arbeit einem Jüngeren überlassen, um Bengali zu lernen und Dauerurlaub zu machen. „Um glücklich zu sein, muß man nicht arbeiten.“

In Berlin gibt es 290.000 Arbeitslose, nur jeder vierte Einwohner lebt von Erwerbsarbeit. Doch auch wer keinen Arbeitgeber hat, ist nicht ohne Arbeit. Die taz fragt deshalb: „Sind Sie beschäftigt?“

Der 54jährige Eugen B.: Ich bin bei einer Behörde beschäftigt und habe zur Zeit sogar sehr viel Arbeit. Ich möchte keine Einzelheiten nennen, das Projekt soll nächste Woche am Montag beginnen, und da sind noch allerhand Sachen zu machen. Wie mir mein Vorgesetzter gesagt hat, ist auch ein politischer Druck dahinter, weil die Polizei dahinter hängt.

Bei mir hat die Arbeit nur insofern eine Bedeutung, daß ich mir meinen Unterhalt verdienen muß.

Aber wenn ich jetzt genügend Geld hätte, daß ich durch meine Ersparnisse genauso viel wie mit der Arbeit hätte, würde ich nicht arbeiten. Dann könnte ein Jüngerer, der keine Arbeit hat, meine machen. Ich würde mich mit Sachen beschäftigen, mit denen ich mich auch jetzt, aber weniger intensiv, beschäftige. Ich lerne jetzt gerade Bengali. Viele wissen gar nicht, daß das eine einfache Sprache ist.

Wenn man eine ganz bestimmte Aufgabe hat und überlegen muß, wie man die löst, und es funktioniert dann auch, dann ist das schon eine gewisse Erfüllung. Aber ich mache das nicht zu meinem Lebensinhalt. Ich bin mehr so ein Paradiestyp. Man bräuchte auch das Geld nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es im Paradies notwendig ist, daß man beispielsweise Kraftfahrzeugsteuer zahlt oder daß man, um glücklich zu sein, arbeiten muß. Ich könnte immer Urlaub machen, ohne daß es mir langweilig wird, wenn ich nix zu tun habe.

Bis zur Pensionierung müßte ich eigentlich noch zwölf Jahre arbeiten. Aber eigentlich bräuchte ich schon jetzt nicht mehr arbeiten. Es gibt ja tatsächlich Leute, die können mit sich nichts anfangen, wenn sie keine Arbeit haben. Aber die sind wohl auch nicht fürs Paradies geeignet. Dort wäre es ihnen bestimmt furchtbar langweilig. Barbara Bollwahn

wird fortgesetzt