Scheinprozeß in Jakarta

■ Im Prozeß um Todesschüsse auf indonesische Studenten fehlen die Schuldigen

Jakarta/Berlin (dpa/taz) – Der vor einem indonesischen Militärgericht in Jakarta begonnene öffentliche Prozeß gegen 18 Polizisten ist auf morgen verschoben worden. Sie sollen mindestens sechs Studenten der Trisakti-Universität getötet haben. Die sich anschließenden blutigen Unruhen hatten am 21. Mai zum Rücktritt von Präsident Suharto geführt. 1.200 Menschen sollen nach Einschätzung der staatlichen indonesischen Menschenrechtskommission dabei ums Leben gekommen sein.

Daß auf die protestierenden Studenten nicht, wie bei Demonstrationen üblich, mit Gummigeschossen, sondern mit scharfer Munition gefeuert wurde, gilt nach Berichten eines BBC-Korrespondenten als Hinweis auf die Verantwortung einer mysteriösen Sondereinheit des Militärs, die mit Heckenschützen in den Verlauf der Proteste eingegriffen haben könnte. Auch Polizeioffiziere hatten vor Beginn des Militärtribunals behauptet, mit dem Prozeß solle das Wirken einer Sondereinsatztruppe des Militärs vertuscht werden. Nach dem Sturz Präsident Suhartos war dessen Schwiegersohn, Generalleutnant Prabowo Subianto, seines erst im Februar übernommenen Kommandos über die Elitetruppe „Kostrad“ enthoben worden.

Prabowo wurde zum Leiter der militärischen Führungsakademie Bandung ernannt und somit in die Provinz abgeschoben. Bis Februar hatte er die Sondereinsatztruppe „Kopassus“ befehligt. Nach Erkenntnissen westlicher Militärattaches in Jakarta hatte es kurz vor Suhartos Fall Gerüchte über einen Putsch durch Angehörige dieser Truppe gegeben. Ob die Justiz jetzt zuverlässiger arbeitet, will die indonesische Demokratiebewegung anhand des Prozeßverlaufs überprüfen.