Fliegende frische Fische

■ Der Flughafen in Lemwerder soll zum Umschlagplatz für Frischfisch ausgebaut werden „Aircraft Services“ sucht auf der Fischmesse Kontakt zu Importeuren

Mit Fisch hat das Geschäft der Aircraft Services Lemwerder (ASL) bislang nichts zu tun. Auf der inzwischen eigenständigen Flugzeugwerft warten und reparieren 650 Mitarbeiter die Flieger der Airlines. Weil diese Jets die 2.000 Meter lange Landebahn an der Weser nicht auslasten, hat ASL einen eigenen Stand bei der Messe „Fisch –98“ aufgebaut. Das Ziel steht auf dem Hochglanz-Werbeblatt geschrieben: „Flugfisch Frischezentrum Lemwerder“.

Auf dem Tresen des ASL-Standes erfahren die Messebesucher noch mehr: Die Air Alemania Ltd. & Co. KG in Gründung will den Importeuren den „schnellen Weg für ihren Fisch“ anbieten. Mit Mittelstreckenflugzeugen sollen täglich die Strecken von Keflavik (Island) nach Lemwerder und zurück bedient werden. Veterinär- und Zollabfertigung wird in Lemwerder unmittelbar nach der Landung durchgeführt werden“, so die Werbung. Denn auch andere Flughäfen hoffen durch die leicht verderbliche Ware aus dem Meer auf steigende Luftfracht-Kontingente. Der Trend geht zu eingeflogenem Frischfisch, sehr zum Ärger der Hafenumschlagsgesellschaften.

„Eigentlich kommt die Fischmesse für uns ein bißchen früh“, räumt ASL-Vertreter Peter Dollner ein. Man sei dabei, die Nachfrage und die Bedürfnisse der Importeure zu sondieren und mit den Isländern ins Gespräch zu kommen. Eine Verlängerung der Landebahn auf Jumbo-taugliche 3.300 Meter, wie sie die ASL-Geschäftsleitung mittelfristig vorhat, sei aber nicht notwendig für den Einstieg ins Luftfrachtgeschäft. Auch Nachtflüge seien nicht notwendig. „Der Fisch ist für uns nur ein Türöffner“, sagt Dollner, der die Nähe zur fischverarbeitenden Industrie Bremerhavens als Argument für den „Airport Lemwerder“ hervorhebt. Außerdem, so heißt es auf dem Werbeblättchen, sei innerhalb weniger Monate „die operative Anpassung“ zum Flugfischdrehkreuz möglich. Weser-Kaje, Bahn- und Straßenanschluß ermöglichten, den Fisch schnell weiter zu transportieren. Außerdem stünden direkt an der Landebahn 150 Hektar Erweiterungsfläche für verarbeitendes Gewerbe bereit.

Der Luftfrachtbetrieb könnte bei einem Ladungsvolumen von 50 Tonnen am Tag losgehen, kalkuliert ASL. Das wären zwei Starts und Landungen von Maschinen, die 15 Tonnen tragen können. Das Problem sei aber noch, was die Flugzeuge bei ihrem Rückweg nach Island oder die Faröer-Inseln transportieren sollten. Auf dem Flughafen Bremen haben die Experten die mögliche Konkurrenz wenige Kilometer nördlich bisher recht gelassen gesehen. „Aber wir werden billiger sein als Bremen“, sagt der ASL-Mann Dollner. jof