CDU und AfB sauer auf Köllmann

■ Planungen für Ocean Park und Space Park verzögern sich weiter / Bremerhaven verärgert über Köllmanns Alleingänge

Der Wiesbadener Projektentwickler Jürg Köllmann, der seit Jahren in Bremen zwei große Unterhaltungs-Parks realisieren will, mußte gestern nach Bremerhaven zur Schadensbegrenzung kommen. Information über „den aktuellen Stand“ der Planungen stand auf der Tagesordnung, eine Art Zwischenbericht. Eigentlich sollte Ende des vergangenen Jahres alles klar sein, eigentlich hatte der Bremer Wirtschaftssenator eine neue Frist bis Juli dieses Jahres genannt, nun verschiebt sich alles wieder – und die Bremerhavener Politiker wollen wissen, woran sie sind.

Die beiden Fraktionsvorsitzenden von CDU und AfB, Paul Bödeker und Günter Dieckhöner, hatten Köllmann am 26. Mai einen bösen Brief geschrieben. „Zumeist aus der Presse“ würden sie auf dem Laufenden gehalten und hätten den Eindruck, daß „der Wille, den die Stadtverordnetenversammlung manifestierte, einseitig korrigiert worden ist“. Köllmann hatte nämlich ganze Elemente seines Ocean Park-Konzeptes schlicht gestrichen: Harbour Village – weg, Spaßbad – weg. Eine zusätzliche 13.000 Quadratmeter umfassende Verkaufsfläche soll vom Columbus-Center an den Blauen Planeten führen. Die Planung für den Zoo ist zusammengestrichen, dafür sollen riesige Parkflächen am Meer entstehen. Der Projektentwickler solle „unseren guten Willen nicht länger strapazieren“, formulierten die beiden Fraktionschefs. Insbesondere wollen sie in diesem Sommer mit dem Umbau des Zoos beginnen, zur Not eben ohne die Köllmann-Pläne, und sie verlangten von Köllmann eine „Erklärung, daß die Stadt Bremerhaven von Ocean-Park-Betriebskosten jeglicher Art freigestellt ist“. Offenbar ist das nicht mehr klar. „Bis zum 20. Juni“ erwarten die Bremerhavener „eine verwertbare Antwort“.

Köllmann kam zehn Tage vorher, aber nur mit einem Zwischenbericht. „Das Projekt ist rund“, versicherte die Köllmann-Sprecherin Carola Sommerey, bisher fehlt diese Zuversicht nur zum Thema Gesamtkosten und Finanzierung, vertraute sie vorab der Nordsee-Zeitung an.

Auch Wirtschaftssenator Josef Hattig geht inzwischen nicht mehr davon aus, daß seine Terminsetzung – Ende Juli – von Köllmann einzuhalten ist. Dies ist um so erstaunlicher, als Köllmann im Frühjahr erklärt hatte, Planungen und Finanzierung stehen. Hattig versicherte gegenüber der WELT: „Wer den Einzelhandel im Space Park pauschal ablehnt, lehnt auch die beiden Parks ab.“ Vor- und Nachteile müßten „sorgfältig“ abgewogen werden, wenn die Planungen festlägen. Für das große Einzelhandels-Zentrum am Space Park hätte das Wirtschaftsressort zusammen mit Köllmann „einen Branchen-Mix festgelegt. Danach wird es kein Factory Outlet geben“, versicherte Hattig.

Seitdem auf einem amerikanischen Architekten-Plan für den Space Park gleich zweimal „FACTORY OUTLET“ eingezeichnet war, ist das Thema des Fabrik-Direktverkaufs in Bremen präsent. In wessen Auftrag die Architekten das damals in ihren Plan geschrieben haben, wurde nie geklärt. Als in Bremen die amerikanischen Zeichnungen zu bunten Projekt-Modellen umgemalt wurden, verschwanden die brisanten Worte. Denn „Factory Outlet“ ist die Kampfansage der Produzenten an den Handel, hier bisher wesentlich als „Fabrik-Verkauf“ renommierter Markenartikler bekannt.

Es ist daher fast unmöglich, nicht an den amerikanischen Plan mit Factory Outlet am Space Park zu denken, wenn der Bremer Bausenator Bernt Schulte in einer zwei Seiten langen Pressemitteilung dieser Tage ganz allgemein von der Konferenz der „Raumordnungsminister“ in Augsburg berichtet, es sei dort Konsens gewesen, die Ansiedlung von Factory Outlet-Centern „im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten restriktiv zu handhaben“. Aus einem Umkreis von 100 Kilometern und mehr zieht ein Factory Outlet-Zentrum seine Kunden an – paßt also zu einem Space Park. „Nur durch ein konzentriertes Zusammenwirken aller Beteiligten kann der Stadort Innenstadt gegen die Konkurrenz auf der Grünen Wiese bestehen“, erklärt Schulte. Factory Outlet stelle als Bedrohung der City „eine neue Qualität dar“. K.W.