■ Die Anderen
: "Liberation" (Paris) sieht die Fußball-WM als Beleg der Globalisierung / "Der Standard" (Wien) wirft den Bündnisgrünen Opportunismus vor / "Daily Telegraph" (London) und "Lidove noviny" (Prag) schreiben über den Kosovo

„Liberation“ (Paris) sieht die Fußball-WM als Beleg der Globalisierung: 32 Mannschaften von allen Kontinenten und etwa 37 Milliarden Zuschauer, das sind fast zweimal mehr als bei den Olympischen Spielen von 1996. Das ist die Krönung eines weltweiten Marktes des Fußballs, der auf 1.500 Milliarden Franc veranschlagt wird. Das entspricht fast dem Budget Frankreichs. Niemals zuvor stand bei einer WM soviel Geld auf dem Spiel. Das Sponsoring legt diese Globalisierung perfekt offen. Daß man unter den zwölf Top- Sponsoren, denen die Fifa die Weihe gegeben hat, überhaupt kein französisches Unternehmen findet, gibt eine gute Idee vom Kräfteverhältnis. Die Bedeutung der Multis ist so, daß im Land des Weins und der Gastronomie McDonald's und Coca-Cola die beiden am stärksten sichtbaren Sponsoren sind.

„Der Standard“ (Wien) wirft den Bündnisgrünen Opportunismus vor: Die Grünen betreiben Wählertäuschung. Wer bei der Benzinpreisanhebung gedacht hat, das gehe zu weit, der wird die Grünen dennoch nicht wählen, nur weil dieser Punkt nun versteckt wird. Andererseits bewerten Öko-Fundis diese Korrekturen zu Recht als Umfaller. Die umstrittenen Forderungen nicht zu kippen, sondern totzuschweigen, ist reiner Opportunismus. Für ihren Wunsch, an der Regierungsmacht beteiligt zu werden, haben Realos die Glaubwürdigkeit der Grünen geopfert.

„Daily Telegraph“ (London) erörtert die Möglichkeit eines Militärschlags des Westens in der Kosovo-Krise: Ein Militärschlag gegen jugoslawisches Staatsgebiet würde für die Nato einen diplomatischen Präzedenzfall schaffen und zu einer Einmischung in die „inneren Angelegenheiten“ eines UN-Mitgliedslandes führen. Die Atlantische Allianz würde damit sogar in einem Bürgerkrieg Partei ergreifen. Diese Zeitung ist im Fall von einer so ungeheuren Unterdrückung wie der Behandlung der albanischen Mehrheit im Kosovo für einen solchen Eingriff. Aber es muß gefragt werden, ob die Labour-Regierung die Auswirkungen einer solchen – von manchen vielleicht als imperialistisch empfundenen – Politik durchdacht hat?

„Lidove noviny“ (Prag) meint, daß der jugoslawische Präsident Slobodan Milošević im Kosovo einen nicht zu gewinnenden Krieg führt: Falls sich die Nato für einen Einsatz im Kosovo entscheidet, würde sie damit dem jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević helfen. Dieser führt in der Unruheprovinz einen Krieg, den er nicht gewinnen kann. Militärexperten planen in erster Linie die Entsendung von Nato- Streitkräften nach Albanien und Makedonien. Eine viel riskantere Methode wäre der Einsatz von Soldaten der Allianz im Kosovo direkt. Hierfür wäre die Zustimmung von Milošević nötig, damit es nicht zu einem Massaker kommt. Ein solches ist aber auch jetzt nicht ausgeschlossen.